Günter Grass

Seine Tochter hingegen soll nichts darüber gewusst haben...

Ich habe auch gestern im Fernsehen den Ausschnitt gesehen, wie ein Reporter ihn fragte, warum er denn jetzt erst damit rausrückt, und er antwortete ziemlich herablassend: "Alles, was dazu zu sagen ist, steht in meinem Buch." Vielleicht ist die These mit dem Ankurbeln des Buchverkaufs, die ich erst nicht glauben wollte, ja doch nicht so verkehrt? Wenn ja, wäre es ein noch größeres Armutszeugnis für einen Mann, der ja immer als Mahner wider dem Kapitalismus aufgetreten ist...

Er hat es in vertrauteren Kreisen schon öfters erwähnt: <a href=' www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,431855,00.html ' target='_blank'> www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/...,431855,00.html

Dieses Interview erinnert mich in großen Teilen ein wenig an die beinharten Elvis-Fans, die versuchen, Omaha '77 als Große Oper zu rechtfertigen.

Wenn ja, wäre es ein noch größeres Armutszeugnis für einen Mann, der ja immer als Mahner wider dem Kapitalismus aufgetreten ist...

Genau dieses hat mich an dem Mann auch immer angekotzt. Alles kritisieren, ständig mahnen, aber keinerlei persönlicher Konsequenzen daraus ziehen. Genauso, wie manche Lehrer, die auf ihrem doppelt und dreifach abgesicherten Beamtenarsch sitzend erkären, wogegen die Anderen gefälligst zu revoltieren hätten. Typische Kaviar-Sozialisten, kann ich überhaupt nicht ab.
Da kann ich mit z.B. Brecht schon mehr anfangen, zwar nicht politisch, aber er war wenigstens so konsequent, einem System, das er ablehnt den Rücken zu kehren. Solche Personen kann ich dann wenigstens noch respektieren.

Das tirfft es auf den Punkt, wie ich es sehe, und warum ich es so sehe, und warum mir dieser Mann schon lange zuwider war.

Früher hätte man zu ihm gesagt: "Dann geh doch rüber", aber das "rüber" gibt es ja seit 1990 nicht mehr...

Es wurde daraufhin gewiesen, dass dieses gezeigte Personaldokument (so auch heut morgen im Morgenmagazin) in der Berliner Wehrmachtsauskunftsstelle liegt und jederzeit einsehbar war. Auch wurde gesagt, dass Grass dies damals gegenüber den Ammis erwähnt hätte.

Na also, doch alles halb so wild.

Nur frage ich mich, wie er als Ladeschütze zu dieser Zeit nicht einen Schuß abgegeben haben will!?

Ladehemmung? Oder er hat den Feind mit seinem miesepetrigen Gesicht schon in die Flucht geschlagen? Dann haben sie Nazis wohl sein Potential als Geheimwaffe sträflich unterschätzt...

Ich hatte gestern (oder war es vorgestern?) für eine Viertelstunde beim Interview Wickert/Grass reingezappt. Ich hatte in etwa den gleichen Eindruck, wie ihn <a href=' www.zeit.de/online/2006/33/Grass-Kommentar ' target='_blank'>Die Zeit in Bezug auf ein FAZ-Interview, das ich allerdings nicht kenne, beschreibt.

Ich hatte gestern (oder war es vorgestern?) für eine Viertelstunde beim Interview Wickert/Grass reingezappt. Ich hatte in etwa den gleichen Eindruck, wie ihn <a href=' www.zeit.de/online/2006/33/Grass-Kommentar ' target='_blank'>Die Zeit in Bezug auf ein FAZ-Interview, das ich allerdings nicht kenne, beschreibt.

Habe gerade den "Zeit" Artikel gelesen (DANKE Coppy für den Link!)

MANN OH MANN...echt peinlich der verehrte Herr Grass!! Wie kann man so ein Interview geben? Sorry, aber mit dem FAZ Interview hat er sich aber nun selbst ins absolute "AUS" gestellt!

Ich gehöre auch zu jenen, die Grass nie leiden konnten. Die größten Moralapostel waren schon immer die größten Dreckhunde. Trotzdem bin ich schwer enttäuscht. Ich habe seine literarischen Leistungen immer geachtet. Man kann das eine nicht vom anderen trennen. Und es macht ungemein resignativ, wenn selbst SOLCHE wie Grass mit so einem schäbigen Geständnis daherkommen.
Nicht nur, das man sich fragt, auf wen man - ganz objektiv - als künstlerische Elite dieses Landes noch stolz sein kann, wenn man selbst Leuten wie Grass nicht mehr trauen kann, sondern viel schwerer wiegt für mich der Umstand, das ER Deutschland - oder seiner künstlerischen Elite - mehr Schaden zugefügt hat, als ein prügelnder Nazi der es in die Nachrichten schafft. Ich habe nämlich selbst die letzten Tage schon von Freunden aus Israel die Äußerung gehört, das man sich an alte Nazizeiten erinnert fühlt, weil Grass - AUSGERECHNET - genau DAS Bild vom verlogenen Deutschen wieder unwillkürlich heraufbeschwört. Er ist sich des Schadens, den er mit seiner verlogenen Moral angerichtet hat sicher nichtmal bewusst, so hochnäsig wie er noch immer daherkommt. Ob er in der Waffen-SS war oder nicht spielt auch für mich - wie für viele andere hier - nicht die entscheidene Rolle.
Aber wie jemand, der intellektuell sein will, ein Erwachsener gestandener Mensch der über ANDERE RICHTET, so etwas mit jedem Satz wo er andere belehrt hat nicht im Hinterkopf hatte und ob seiner Verlogenheit nicht ein schlechtes Gewissen haben musste, und das über 60 Jahre lang, und NICHT den Charakter hatte, klar Schiff zu machen, DAS erschüttert mich, und das wirft zweifelsohne ein bezeichnendes Licht auf seine Persönlihkeit.
Einem Günter Grass kaufe ich ab sofort keinen einzigen Satz mehr ab. Er ist in jeder Hinsicht unglaubwürdig geworden, und ich glaube schon, das sein Gift das er jahrelang verspritzte in Wahrheit sich selbst galt, seiner Feigheit nämlich, sich zu outen, und die Wut die er nach außen äußerte, seiner eigenen misslungenen Bewältigung galt.
Und es hat schon was beklemmendes, wie aus Feigheit und Verlogenheit eine Haltung erwachsen konnte, die andere für auszeichnungswürdig hielten, und er beschämt und brüskiert damit auch seine Preisverleiher. Das meinte ich auch mit dem Schaden, den er international für Deutschland anrichtete.

Das Problem geht aber noch viel tiefer. An allen deutschen Schulen haben nun viele Lehrer große Probleme. Schüler rechter Gesinnung lachen hämisch über die Linke, die immer vorgibt, so aufrichtig zu sein, und Grass, GRASS, spielt damit der Rechten im Land in die Hände und erweist denen noch einen Bärendienst. Abgesehen von all denen, die sich im In -und Auslandd auf Grass beruften, wenn sie von aufrichtigen Deutschen sprachen. Biografien in Lehrbücchern müssen umgeschrieben werden, die ganze Bewertung der Person Grass ist auf dem Prüfstand.
Was Grass da angerichtet hat, ist ein einziges Elend.
Es hat aber auch das Gute, das er damit die Wachsamkeit wieder erhöhte, das er uns lehrt, das wir ALLE nur Menschen sind, das wir immer vorsichtig sein sollten bei all jenen, die laut brüllen, und Lebensweisheiten verteilen oder andere belehren wollen, oder die vor allem so tun, als seien sie die moralisch besseren Menschen.

Damit:
Ich bin auch äußert hellhörig geworden ob der merkwürdigen Meinung eines Giordano bezüglich Grass, und mir schwant da böses. Giordano ist in meinen Augen und Ohren ein Volksverh.... und Propagandist übelster Sorte, noch einen Tick schlimmer wie "Paolo Pinkel"-Friedmann - hat uns da die Geschichte nicht auch belehrt ob dieses koksenden verlogenen selbsternannten moralischen Gewissens Deutschlands? - und ausgerechnet er nimmt Grass jetzt in Schutz, wo er sonst genauso wie Grass Gift und Galle spuckte zu jedem, der auch nur einen Hauch positiven Nationalgefühls andeutete. Es ist BEÄNGSTIGEND, wie sich AUSGERECHNET Jene AUSGERECHNET in Deutschland breit machen konnten.
Sollten wir uns nicht an unsere eigene Nase fassen ob unserer (missslungenen oder oberflächlichen?) Geschichtsbewältigung, und uns vielleicht mal fragen, wie jene Perversion eintreten konnte, das wir wegen unseres zurecht jahrelangen schlechten Gewissens schon wieder mehrfach auf falsche Prediger hereingefallen sind? Oder ist das ein typischer Prozeß, auf dem Weg zur Normalität? Das frage ich mich zur Zeit.

Da sind es plötzlich 3 Menschen, die sich völlig entgegen ihrem jahrelang gepflegtem Image verhalten wenn maan das mal summiert, und zwar nicht irgendwelche Junkies, nein, alles Leute aus der politischen Elite Deutschlands, die andere verurteilten, und sich selbst als NonPlusUltra politscher Unfehlbarkeit präsentierten. Wobei im Fall Giordano noch kein böses Erwachen eingetreten ist, und sich das bis jetzt nur auf Friedmann und Grass beschränkt. Jaja, freundschaftliches Dünkeltum überlagert hier auf jeden Fall die sonst immer so hochgehaltenen moralischen Werte. Doch was sind sie dann eigentlich wert? Und ihr Vertreter? Man stelle sich Giordano vor, würde ein solches Geständnis von einem Politiker rechter Gesinnung kommen.

Bezeichnend ist auch, wer sich nun zu Grass äußerte, und wer nicht. Der Großteil der sonst großmäuligen (und nur die meine ich) linken Elite im Land die sonst zu jedem einen belehrenden Kommentar abgeben müssen ist nämlich erstaunlich verstummt im Moment. Auch das ist nicht gut für das Ansehen der Linke. Hier fehlen mir eindeutige Stellungnahmen.

Vor allem aber wundert mich, das über 60 Jahre lang niemand aus Grass seiner Zeit, der damals mit ihm zusammen war, darüber gesprochen hat, das nie eine Boulevardzeitung da nachgekramt hat, bzw. das mal zum Thema machte. Nicht erst heute, sondern schon in den 60er und 70er Jahren. Sonst werden doch auch von jedem Promi alle schmutzigen Details aus dem Leben bekannt. Grass hat sovielen Leuten auf den Schlips getreten, und da hat es nie jemand gegeben, der diese SS Vergangenheit aufstöberte und an die Öffentlichkeit brachte?
Also lohnt sich meines Erachtens auch ein nachhaken, wer was von der Presse wusste, oder nicht, und verheimlichte oder nicht, und warum, und die generelle Frage bezüglich der Pressefreiheit und dem was wir an objektiver Meinungsvielfalt wirklich erfahren vor dem Hintergrund, wie sich in den letzten Jahren Machtballungen bei bestimmten Verlagen ergaben (Springer, Gruner&Jahr etc.) , wer da bei wem was zu sagen hat und wer nicht, welche Fernsehsender da angeschlossen sind, und welche politische Gesinnung diese verfolgen. Vielleicht ist auch hier schon ein Schaden eingetreten, den wir bisher gar nicht bemerkten.

"Wahrheit" ist immer nur das, was wir erfahren. Und Meinungen beruhen darauf.