Der Anfang

Jürgen Seydel - März 1960Jürgen Seydel - März 1960Begonnen hatte eigentlich alles schon im Jahr 1955. Seydels Herz schlug damals noch für eine andere Kampfsportart: Für Judo. Auch in dieser Sportart, die er bereits seit 1939 studierte, zählte er zu Deutschlands Pionieren. 1955 unterrichtete er in Bad Homburg bereits eine Judogruppe.

Damals las er in einer französischen Zeitschrift einen Artikel Über das in Deutschland noch unbekannte Karate und war sofort begeistert. Er reiste nach Paris und erwarb sich dort erste Grundkenntnisse.

Mit einem Lehrbuch von Henry Plée und den bei einem Lehrgang mit Mochizuki in Frankreich erworbenen Kenntnissen begann Seydel mit dem Aufbau einer eigenständigen Karategruppe, damals noch innerhalb der Judoabteilung der HTG in Bad Homburg.

Im Herbst des gleichen Jahres veranstaltete Seydel den ersten öffentlichen Karate-Lehrgang auf der Freusburg bei Giessen. Der Anfang war gemacht. Das erste deutsche Karate-Dojo hatte das Licht der Welt erblickt. Ihm folgte ein Jahr später in Konstanz unter Hanskarl Rotzinger ein zweites, das ebenfalls heute noch existiert.

Der ,,Weg der leeren Hand" - ein steiniger Weg

Heute, da Karate längst zu den etablierten Sportarten zählt, lässt sich kaum noch ermessen, welche Pionierleistung von Jürgen Seydel und seinen ersten Schülern. zu erbringen war.

Der Bundesbürger wusste zu dieser Zeit mit dem Wort Karate noch gar nichts anzufangen. Und wenn, dann leider nur geprägt durch negative Berichte in der Regenbogenpresse, die in dieser Zeit mit Schlagzeilen glänzte wie ,,Töten für den Hausgebrauch" ,,Geschäftemacher züchten Mörderhände" (Originalton "Stern").

Nichts von dem war zu lesen, was Funakoshi Gichin (auf den das beim Budokan Bad Homburg betriebene traditionelle Skotokan-Karate zurückzuführen ist) zum Thema Karate sagte: Höflichkeit, ja sogar Demut wurde verlangt, Disziplin, Selbstkontrolle, Besiegung des eigenen ,,Ichs" - Keine Spur von zerschlagenen Ziegelsteinen, Gewalt oder Brutalität.

Gegen diese Vorurteile anzukämpfen, sie letzten Endes als unbegründet, bösartig und schlichtweg falsch zu enttarnen, darin liegt die eigentliche Hauptleistung dieser Karate-Pioniere.

Elvis im Budokan - nicht nur eine Legende

Seydel ließ sich jedoch nicht entmutigen. Die Aufbauarbeit wurde erfolgreich fortgesetzt. Und er war einer von denen, die auch damals schon wussten, dass die Medien gewichtige Partner für den Erfolg einer Sache sein können.

Das Schicksal wollte es, dass gerade in dieser Zeit Elvis Presley seinen Wehrdienst antrat, bei Friedberg stationiert wurde und in Bad Nauheim wohnte. Die Suche nach ,,Prominenten" für die Unterstützung seiner Ideen führte Seydel schließlich auch zu Elvis, und - was er selbst kaum für möglich hielt - Elvis ließ sich für Karate begeistern und wurde zu Seydels wohl prorninentestem Karate-Schüler.

Aus jenen Tagen stammt auch das Bild, das Elvis im Karate-Gi zeigt, auf der Brust das Abzeichen des Budokan Bad Homburg (nebenbei bemerkt: das Abzeichen hat - wie oft angenommen wird - keinen japanischen Ursprung, sondern ist dem Familienwappen Jürgen Seydels entnommen).

Tetsuji Murakami und Elvis - 1960Tetsuji Murakami und Elvis - 1960Auch das Bild hat eine eigene Geschichte. Als es 1960 in Paris aufgenommen wurde, war Elvis' Gürtel noch weiß (siehe links).

Noch vor seiner Rückkehr in die Staaten legte er bei Seydel die Prüfung zum Braungurt ab, später in den Staaten erwarb er dann tatsächlich den ersten Dan.

Er informierte seinen Ex-Trainer, worauf dieser - getreu der vorherigen Absprache - den Gürtel ,,einschwärzte" und das Bild veröffentlichen ließ. So kam das Bild schließlich 1962 in die hiesige Presse.

 

 

 

 

Korrespondenz:

Ein Brief von Elvis an Jürgen SeydelEin Brief von Elvis an Jürgen Seydel Brief von Elvis an Jürgen Seydel vom März 1960Brief von Elvis an Jürgen Seydel vom März 1960 Brief von Elvis vom 05.02.1965Brief von Elvis vom 05.02.1965

 

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