Biografie (Empfehlung)

Alles richtig, ich sach ja, jedem das seine. "A life in music" hat mich ja auch gepackt. Was die Musik angeht, ist man danach wirklich tippi toppi informiert. 

Ich mein', ich hab' als Bub Elvis mit Georg Kostya's "Rocktasche" im Radio entdeckt. Und alle anderen Interpreten aus der Ära. Das hat einen einfach gepackt, 50er Gesellschaft / Rassenprobleme waren ja alles Fremdworte. Ich hör' die Songs heute auch nicht anders als damals. Es macht einfach Spaß, da muss nichts mit gesellschaftlichem Kontext aufgeladen werden. Ich hab' ja auch nie in dieser Zeit gelebt, man kann mir das ja gerne alles erklären, aber wie soll ich das wirklich nachfühlen und selber so empfinden können? 


Dass einem Songs/Shows durch solche Hintergrundgeschichten versaut werden (Burning love/Aloha), ja, also ich finde, es besteht zumindest eine gewisse Gefahr, dass einem etwas die Illusion genommen wird. Ich schau mir auch nie das "Making of" von Filmen an. Auf der anderen Seite hören wir natürlich heutzutage bei den Sessions sowieso heraus, was Elvis von einem Song hielt oder wie er damit umging. 

Die beiden Guralnick-Bücher habe ich, zugegebenerweise, ebenfalls nicht gelesen.

Die wichtigen biographischen Daten habe ich mir in den 80er und 90er Jahren über diverse, kleinere Bücher "angeeignet". Für die bedeutenden Eckdaten ist heutzutage das Internet vollkommen ausreichend, Wikipedia dürfte da schon einiges abdecken. Ansonsten: über ebay gibt es gebraucht und günstig sehr viele dieser kleineren Biographien, teilweise auch reichlich bebildert. 

Inzwischen beschränke ich mich auf die nüchternen und sachlichen Bücher von FTD welche einen gewissen Karriereabschnitt unseres Mannes tiefer behandeln. Die kleinen Biographien aus den alten Tagen habe ich schon Anfang der 2000er Jahre verkauft.

Wie es bei den "beiden Herren" auch der Fall ist: mir geht es zwischenzeitlich in erster Linie um die Musik. Die beiden Guralnick-Bücher sind mit Sicherheit absolut spannend und interessant, aber ich bin da eher bequem und sage mir: in der Zeit kann ich so viele geliebte Platten anhören oder alte Filme und deren Drehorte analysieren, das reizt mich einfach mehr. 

Im Herbst habe ich mir z. B. einen ganzen Schwung (und noch mehr) an Alben von James Brown zugelegt, der Mann war eine unfassbare Maschine, musikalisch nicht mehr überschaubar.

Aber möchte ich deshalb jetzt eine Biographie über ihn lesen? Nein, der Eintrag bei Wikipedia war ausreichend, ein bisschen googeln, einen Doku-Film abgeschaut, das passt für mich. Der Rest: Let The Music Play...

Das war übrigens meine erste Elvis-Biographie, damals immer und immer wieder in der Bibliothek ausgeliehen : 

 

@ Jochen: über diverse Kommentare bei Amazon einfach nicht ärgern, erfreue Dich am neuen Album von Adele und dass es DIR gefällt. 

Die Kommentare bei Amazon lese ich, was Musikalben betrifft, nur noch sehr selten. Weitaus repräsentativer ist für mich "Rate Your Music", das ist international, es gibt eine aussagekräftigere Punktewertung als bei Amazon und auch exotischere Alben haben dort zumindest ein paar Besprechungen zu verzeichnen.

Aber auch hier zeigt sich dass Musik einfach nur Geschmackssache ist: auf Platz drei der "Top Albums Of All Time" ist King Crimson mit "In The Court Of The Crimson King", für mich ist das zwar ein gutes Album, aber niemals hätte ich es so weit vorne vermutet...

D'accord ! 

schrieb:

Auch auf die Gefahr hin jetzt gesteinigt zu werden:
Warum muss ich irgendwas von einer Künstler Biografie gelesen haben um dessen musikalischen Wert, der Jahrzehnte überdauert hat, zu verstehen?

Darum geht es doch gar nicht, Jochen. Wie kommst du auf diesen Zusammenhang? Für mich ist Elvis' Musik (und seine Filme) das eine; seine Biografie und Zeitzeugenberichte das andere. Grundsätzlich hat das erst mal nichts miteinander zu tun. Es geht doch nur darum, diese Neugier auf den Menschen hinter dem Entertainer/Schauspieler zu befriedigen.

Ich war damals auch total neugierig auf Elvis. Ich wollte unbedingt wissen, wer sich hinter diesen Songs, die mir feuchte Augen beschert haben, verbirgt. Wer er war, was er so getrieben hat, sein Werdegang, Höhen und Tiefen, und auch um mir darüber ein Bild machen zu können, warum er so früh gestorben ist.

Das muss einen nicht interessieren. Es ist völlig okay, einfach sein Werk zu genießen. Aber wenn jemand diese Neugier auf den Menschen Elvis verspürt, kommt das noch obendrauf. Im Prinzip sind es zwei verschiedene Dinge: seine Biografie und sein Werk, obwohl natürlich beides eng miteinander verknüpft ist.
Wir Fans haben das Glück, uns selbst entscheiden zu können, was in dieser ganzen Elvis-Welt unsere Aufmerksamkeit bekommt.

So sehe ich das auch

Kann dir alternativ zu Guralnick diese Bio. ans Herz legen 

 
 

Ein ziemlich schonungsloses Buch, wie schon einmal angesprochen, Thomas (Whitehaven) fand es allerdings nicht so schlimm. Ich muss nicht wirklich wissen, dass er mit allen seinen Filmpartnerinnen im Bett war, dass ihm während der Konzerten durch den Anzug die Aufputschmittel gespritzt wurden etc. etc.. Da geht es halt doch mehr um's Privatleben, als um den Künstler, mich hat das Buch eher ein wenig verstört. Kategorie Gossip - und vor allem: Was stimmt wirklich alles davon ??

Das weiß man bei anderen Biografien auch nicht. Und überhaupt - schlag ein Geschichtsbuch auf, und du findest in weiten Teilen nicht mehr belegbare Historie. Vieles wurde mündlich überliefert, Dokumente sind inzwischen verschwunden, zerstört oder sonstwie abhanden gekommen. So ist das halt mit Geschichten aus der Vergangenheit. Aber niemand würde doch drauf verzichten wollen, nur weil wir nicht mehr für alles Beweise haben. 

Wenn Leute aus der Ex-DDR im Fernsehen ihre Geschichten erzählen, von Revolution, Flucht, Stasi, Knast usw. kommt auch niemand auf die Idee, den Wahrheitsgehalt anzuzweifeln. Oder der Missbrauch in der Kirche. Oder die Verdrängung von Naturvölkern an vielen Orten auf der Welt. Und so ist es mit ganz vielen Themen.

Ich habe oft den Eindruck, dass man nur bei Elvis Belege haben möchte! 

Nein, im Ernst, ich glaube, dass das ein vorgeschobenes Argument vieler Fans ist, die einfach kein Interesse an Elvis' Geschichte haben.
Und so kann man sich heroisch aus den Themen zurück ziehen, mit nem Heiligenschein glänzen, wenn man sagt: 

"Ich lese so etwas nicht. Alles Schund und Gerüchte, nichts belegbares, das war sein Privatleben, das geht mich nichts an, ich bin nicht so pietätlos …usw usw. Das geht teilweise so weit, dass man sich selbst total asi fühlt, nur weil man etwas über Elvis erfahren möchte. Aber eine andere Quelle als die Berichte gibt es halt nicht! 
Und dieses Rumgehacke vielerorts auf den "Lesern" (hier jetzt nicht!), geht mir richtig gegen den Strich. Ich rege mich auch nicht auf, weil einer ne Bootleg kauft oder einen Elvis-Adventskalender. Und ich versuche auch nicht, andere davon abzuhalten. 
Manchmal habe ich den Eindruck, dass diejenigen, die sich ausschließlich mit seiner Musik beschäftigen, sich für eine gehobene Fan-Kaste halten. Ehrwürdig, fachmännisch, sich auf das Wesentliche beschränkend. 

 

Bitte nicht falsch oder als persönlichen Angriff sondern als freundlich gemeinten Hinweis verstehen. Ich finde, Du reagierst in der letzten Zeit recht dünnhäutig, wenn andere Teilnehmer bei einigen Themen einfach anderer Meinung sind, beispielsweise hier oder kürzlich im 1950er Foto-Thread. Ich war/bin zwar teilweise sogar Deiner Meinung, kann aber akzeptieren, wenn es auch andere Meinungen zu verschiedensten Themen gibt. Lass’ doch denen, welche sich nur für die Musik von Elvis Presley interessieren, ihre Ansicht. Das hat ganz sicher bei den hiesigen Teilnehmern nichts mit Kasten-Denken zu tun. Aber es gibt mehr und interessantere Dinge als das Privatleben eines Künstlers. Zuerst einmal geht es um dessen Kunst. Auch ich habe ziemlich viele Dinge aus seinem Leben erfahren und ja, man kann manche künstlerische Entwicklung durch dieses Wissen besser verstehen. Aber manchmal steht dieses (immer nur aus zweiter Hand übermittelte) Wissen aber auch einfach der Objektivität im Weg. Wahnsinnig viele Dinge beruhen auch nur auf Spekulationen etc. Man neigt als Fan eh dazu, dem Künstler viele Dinge durch das Wissen um seinen Gemütszustand und/oder Gesundheitszustand durchgehen zu lassen. Wenn Elvis in den 1970er Jahren fast nur noch traurige selbstmitleiderfüllte Balladen sang und eigentliche sehr viel rückwärts gewandte Musik machte, dann wegen seinem Gemütszustand. Aber macht es die Nummern dadurch besser – objektiv betrachtet nicht unbedingt, oder? Wir Fans könnten der Welt erklären, warum er das so tat. Aber darum geht es eben nicht. Wenn nur traurige Balladen den Weg auf seine Tonträger fanden, haben die Käufer eben entschieden, weiter zu gehen und andere Künstler zu hören, die sie mehr angesprochen haben und moderner waren.
Ich höre übrigens seit etwas mehr einem Jahr den TCBCast – ein Podcast, welcher sich sehr ausführlich mit Elvis’ künstlerischen Output und kaum mit seinem Privatleben beschäftigt – sehr erfrischend, wie ich finde. Und er hat meinen Horizont durch die unverstellte und auch kritische Sichtweise der beiden Macher auch teilweise deutlich erweitert. Und nur als Background-Info, ich beschäftige mich schon seit knapp 40 Jahren ausführlich mit Elvis und seinen Zeitgenossen!

Ich will hier übrigens keine große Diskussion vom Zaun brechen, dafür fehlt mir derzeit einfach die Zeit und die Muße! – Just my two cents …