Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

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13 Nov. 2005 14:04 #426785 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Heart Of Rome durch den Subwoofer dröhnen und dann In The Ghetto als nicht zu überbietenden Kitsch abtun, das ist wirklich übel!

"Heart of Rome" und "Stranger in the crowd" maßen sich wenigstens nicht an, mehr zu sein als powervoll dargebotene Schnulzen.

Ich mag Heart Of Rome, ist in meinen Augen neben Stranger In The Crowd die einzige "Tom Jones"-Nummer, die Elvis je aufgenommen hat. Erinnert mich an "Delilah" - und das wiederum weckt höchst erfreuliche Erinnerungen aus meiner Studienzeit.

Besser hätte man das nicht sagen können!

Aber In The Ghetto so abzuwatschen und das Special gleich mit, das ist schon Ignoranz allerhöchster Stufe.

Ignoranz heißt, sich den Dingen zu verschließen. Ich habe aber all das tausendmal gehört und gesehen, weiß daher, wovon ich rede.

Ich mag "In the ghetto" einfach nicht, nenn mich geschmacksverirrt, aber nicht ignorant.

Das 68er-Special ist musikalisch grenzwertig. Außer geilem Lederanzug und unkontrollierter Schreierei nichts gewesen. Wenn der historische Wert und die Bedeutung für Elvis' Comeback als gereifter Entertainer nicht damit verbunden wären, könnte man es unbesehen in die Tonne kloppen. "That's the way it is" ist für mich der Höhepunkt von Elvis' Karriere. Für eine DVD-Box mit dem kompletten Material von 1970 in der Bild- und Tonqualität der 2001er SE würde ich die DVD vom 68er Comeback verschenken oder in hohem Bogen in den Müll werfen. Gucken tue ich sie eh nie.

In meinen Augen mußt Du diejenigen angiften, die dem Song allerhöchste politische Aussagen andichten wollen.

Das tue ich doch die ganze Zeit!

Aber Elvis nachzusagen, er hätte den Song aus rein kommerziellen Gründen wegen des Inhalts aufgenommen, ist an Schwachsinn nicht zu überbieten.

Habe ich nie behauptet! Ich habe gesagt, unter kommerziellen Aspekten war seine Entscheidung richtig, aber nicht, dass es seine erklärte Absicht war. Elvis hat nie kommerziell oder wirtschaftlich gedacht, dafür hat er Parker bezahlt.

Die Jahre 68/69 waren durch derartige Texte gekennzeichnet. Clean Up Your Own Backyard ist in dieser Richtung identisch, genauso wie Change Of Habit

Ja, genau. Gut, dass Du das sagst! Wobei ich die beiden von Dir genannten Songs wesentlich besser finde als "In the ghetto" und "If I can dream", denn sie sind lebensnaher und betreffen das Individuum, statt eine undefinierbare, ungreifbare Pseudo-Welt.

und in gewisserweise auch Suspicious Minds.

Das entzieht sich mir jetzt. Ich dachte, in dem Lied ginge es um die Rettung einer Zweierbeziehung, wo die Frau ihrem Mann die ganze Zeit Untreue unterstellt. Habe ich da eine versteckte Botschaft überhört? Muss ich den Titel mal rückwärts abspielen oder so?

Aber dem Lied nachzusagen, die Melodie sei langweilig

Jeder hat das Recht, diese simple Abfolge der immer gleichen 6 Töne interessant zu finden. Ich habe aber auch das Recht, es anders zu sehen.

und der Text entspreche Kindergartenniveau läßt für mich nur diesen einen Schluß zu: derjenige, der sowas sagt, hat noch nie der Geschichte zugehört

Ich habe dazu oben eine für jeden nachvollziehbare Begründung abgegeben. Man muss meine Meinung nicht teilen, aber man sollte sie akzeptieren. Ich akzeptiere ja auch, dass 99,9% der Elvis-Fans, die "In the ghetto" lieben!

und übernimmt Klischees ungeprüft. In diesem Falle aber verkehrt er das Klischee ins Gegenteil und freut sich seiner Anti-Haltung, die ihn als legitimen Fan auszeichnet. In seinen Augen.

Nein, nicht als legitimen Fan oder Inhaber der Wahrheit. Für mich ist auch jeder ein gleichermaßen ernsthafter Fan, der "In the ghetto" für den Höhepnkt von Elvis' Schaffen hält. Aber MIR werden hier die Existenzrechte abgesprochen, nur weil ich den Song nicht mag.

Nein, ich bin nicht der Meinung, daß jemand, der In The Ghetto schlecht findet, kein echter Elvis-Fan ist. Aber ich bin der Meinung, daß derjenige, der In The Ghetto schlecht findet, Elvis nicht verstanden hat. In keinster Weise.

Das ist das gleiche. Also bin ich kein echter Elvis-Fan. Schade...

Er hat nicht verstanden, daß Elvis ein unheimliches Gespür für das hatte, was Potential hatte.

Ich habe nie das Gegenteil behauptet - ich habe das in Bezug auf "In the ghetto" sogar ausdrücklich bestätigt.

Er hat nicht verstanden, daß Elvis ein erstklassiger Geschichtenerzähler war.

Doch. Ich habe sogar ausdrücklich gesagt, dass "In the ghetto" meiner Meiung nach ein akzeptabler Song wäre, wenn er darin nur die Geschichte erzählt hätte, ohne den erhobenen Zeigefinger.

Er hat nicht verstanden, daß Elvis gerade mit einfachsten Instrumentierungen und Melodien großartige Musik schaffen konnte

Genau das habe ich doch bestätigt!
Er konnte das aber übrigens auch mit großem Orchester und viel Bombast... :grin:

Ich kann denjenigen nur empfehlen, sich die Outtakes anzuhören, vor allem die auf "Finding The Way Home".

Die kenne ich. Ich finde "In the ghetto" ohne das wirklich gelungene Arrangement noch langweiliger, weil mir dann die öde Melodie noch mehr auf den Zeiger geht.

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13 Nov. 2005 14:16 #426787 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?
Noch was zu "In the ghetto":

Wie sehr dieser Text Menschen berührt und sie in ihren Bann zieht und dann nicht mehr loslässt, und welch weltpolitische Bedeutung davon ausgeht, der sich niemand ignorant verschließen kann, haben wir für Deutschland schon eindrucksvoll bewiesen! "In the ghetto" ist der einzige Song von Elvis, der es auf die "Kuschelrock"-Serie geschafft hat!

Wie passend... Teenies beim ersten Petting zu Worten wie "a hungry little boy with a runny nose" - da kommt Stimmung auf!

Unvergessen bleibt auch die herzzerreißende Version von diesem Elvis-Imitator mit den brüllenden Homie-Brozzas im Hintergrund "Yo yo, in the ghetto..." Ganz großes Kino aus Deutschland!

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13 Nov. 2005 14:30 #426790 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Da hast Du Recht! :up:
Aber da kann man mal sehen, wie Musik manipuliert, denke ich. Die simple, kindergerechte Melodie lässt den Inhalt banaler erscheinen als er in Wirklichkeit ist.

Richtig!

Aber komischerweise hat die Kinderlied-Melodie bei "Blowing in the wind" noch nie jemanden gestört. Aber da ist der Song ja auch von Dylan, der Name ist Programm, also MUSS eine wichtige Botschaft dahinter stecken - auch wenn "Blowing in the wind" meiner Meinung nach der dämlichste Text ist, den ich je in einem angeblich ernsthaften Song von einem angeblich ernsthaften Songschreiber gehört habe.

Da sieht man, wie sehr auch andere Informationen ("Der Song ist von Dylan, also ist er inhaltsschwer!") den Zuhörer manipulieren können...

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13 Nov. 2005 14:39 #426794 von Copperhead
Copperhead antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Das 68er-Special ist musikalisch grenzwertig. Außer geilem Lederanzug und unkontrollierter Schreierei nichts gewesen.

Doch - die geradezu groteske Auflösung mit dem letzten Lied, die das Vorherige ad absurdum führt. Elvis als Jam-Blueser und unterirdischer Gitarrist, der auch noch Scotty die Gitarre wegnimmt - aber fein die Wurzeln der Vergangenheit betonend; dann Elvis wahlweise als Rocker, Balladier, Gospel-Sänger oder Guitar Man in Szenen, die direkt seinen Filmen entsprungen hätten sein können - mit pseudomodernen, dafür unpassenden Arrangements über zumeist zehn und mehr Jahre alter Musik, die ihn wohl trotzdem jugendlich rüberkommen lassen soll. Und zum Abschluss kommt dann auch noch der nachdenkliche Weltenträumer mit einem Schlager und Orchester-Bombast, der Engelbert die Hausfrauen ausspannen soll.

Da sehe ich lieber die Aloha. Die ist auf ihre Weise um einiges ehrlicher als dieses gekünstelte und kalkulierte TV-Jungbrunnen-Special, das jedem Fan einen Elvis anbietet, wie er ihn gern hätte.

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13 Nov. 2005 14:40 #426795 von Blues Boy
Blues Boy antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Aber komischerweise hat die Kinderlied-Melodie bei "Blowing in the wind" noch nie jemanden gestört. Aber da ist der Song ja auch von Dylan, der Name ist Programm, also MUSS eine wichtige Botschaft dahinter stecken - auch wenn "Blowing in the wind" meiner Meinung nach der dämlichste Text ist, den ich je in einem angeblich ernsthaften Song von einem angeblich ernsthaften Songschreiber gehört habe.

Da sieht man, wie sehr auch andere Informationen ("Der Song ist von Dylan, also ist er inhaltsschwer!") den Zuhörer manipulieren können...

Das "Blowing In The Wind" eine typische Kindermelodie hat würde ich zwar nicht sagen, aber mich würde brennend interessieren, welche Meinung man zu dem Song hätte, wäre er nicht von Dylan, sondern ein Elvis-Song, den dieser anstelle von "Confidence" in der Kinderspielplatz-Szene von "Clambake" dargeboten hätte. ;) :smokin:

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13 Nov. 2005 14:51 #426797 von Blues Boy
Blues Boy antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Doch - die geradezu groteske Auflösung mit dem letzten Lied, die das Vorherige ad absurdum führt. Elvis als Jam-Blueser und unterirdischer Gitarrist, der auch noch Scotty die Gitarre wegnimmt - aber fein die Wurzeln der Vergangenheit betonend; dann Elvis wahlweise als Rocker, Balladier, Gospel-Sänger oder Guitar Man in Szenen, die direkt seinen Filmen entsprungen hätten sein können - mit pseudomodernen, dafür unpassenden Arrangements über zumeist zehn und mehr Jahre alter Musik, die ihn wohl trotzdem jugendlich rüberkommen lassen soll. Und zum Abschluss kommt dann auch noch der nachdenkliche Weltenträumer mit einem Schlager und Orchester-Bombast, der Engelbert die Hausfrauen ausspannen soll.

Da sehe ich lieber die Aloha. Die ist auf ihre Weise um einiges ehrlicher dieses gekünstelte und kalkulierte TV-Jungbrunnen-Special, das jedem Fan einen Elvis anbietet, wie er ihn gern hätte.

Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass Du die "Offenbarung" in der Welt der Pop-Musik suchst.
Das "68er Comback" ist für mich kunterbunte Unterhaltung, wie die ganze Pop-Welt. Die Frage ehrlich/unehrlich hat sich mir, besonders im Bezug auf Elvis, noch nie gestellt.
Für mich ist die gesamte Unterhaltungsbranche ein knallhartes Geschäft und hinter den Kulissen ein widerwärtiges "Haifischbecken", in dem sich hauptsächlich Profilneurotiker und Profit-Geier tummeln. Für mich ist nur wichtig, ob mich der "Output" der ganzen Sache unterhält oder nicht. :smokin:

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13 Nov. 2005 14:54 #426798 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?
Richtig, Blues Boy - aber hier wird ja die ganze Zeit versucht, "If I can dream" und "In the ghetto" zu weltbewegenden Botschaften hochzujubeln.
Als reine Unterhaltungssongs nehme ich sie gerne an, aber die ihnen aufgezwängte sozialpolitische Bedeutung nervt mich ab.

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13 Nov. 2005 15:05 #426801 von Blues Boy
Blues Boy antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?
Um mal wieder zum eigentlichen Thema zurück zukommen: Ich bevorzuge auch die 70er Session und halte die 69er Session musikalisch für überbewertet ( was ja nicht heißt, dass ich sie nicht mag). Aber vielleicht kann mir ja ein Musik-Profi erklären, warum die 69er Session musikalisch höherwertiger sein soll als bsw. die "Acapulco-Session"?
Bei letzterer finde ich Elvis z.B. stimmlich stärker als ´69. :smokin:

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13 Nov. 2005 15:33 #426808 von Copperhead
Copperhead antwortete auf Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass Du die "Offenbarung" in der Welt der Pop-Musik suchst.

Nein. Sie kann aber darin liegen.

Das "68er Comback" ist für mich kunterbunte Unterhaltung, wie die ganze Pop-Welt. Die Frage ehrlich/unehrlich hat sich mir, besonders im Bezug auf Elvis, noch nie gestellt.

Ich mir auch nicht. Deshalb sehe ich die vermeintlich bedeutungsschwangeren Songs ja auch nur als plumpe Anbiederung an den Zeitgeschmack, die gleich viel aufzeigen wie der Rock'n'Roll der 50er oder die Teenie-freundlichen Popsongs der frühen 60er - nämlich nichts als massentaugliche Unterhaltung, wenn auch auf höchstem Niveau. Dabei sollte man es aber auch belassen und auf dieser Ebene bewerten dürfen. Und nicht vom Jahrgang 1969 als "Jahr der Botschaften" sprechen.

Für mich ist die gesamte Unterhaltungsbranche ein knallhartes Geschäft und hinter den Kulissen ein widerwärtiges "Haifischbecken", in dem sich hauptsächlich Profilneurotiker und Profit-Geier tummeln. Für mich ist nur wichtig, ob mich der "Output" der ganzen Sache unterhält oder nicht.  :smokin:

Eben. Und im Sinne des Outputs kommt z.B. bei If I can dream ein Engelbert-Verschnitt oder bei der TV-Special eine große Kleidchen-wechsel-Dich-Veranstaltung raus, die möglichst viele Zielgruppen bedienen sollte (was kein Wunder ist, da man zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht wusste, ob und wo diese überhaupt sitzen sollen).

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13 Nov. 2005 15:48 #426810 von Harty
ob ich hier im falschen Board bin? Bei einigen Postings ...boag <_<

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