Elvis - Aloha From Hawaii

Gypsy schrieb: Mit angezogener Handbremse?
...

Ich verstehe, was Du meinst, aber ich kann mich dem nicht anschließen. Ich meine nach wie vor, dass da viel zu viel reininterpretiert wird. Absichten, die er nie hatte. Ich glaube nicht, dass er eine "Parodie" von Hound Dog abliefern wollte.

Und Lustlosigkeit will ich ihm aber auch gar nicht unterstellen. Ich glaube einfach, das was er ablieferte, war das, was er abzuliefern imstande war in jener Nacht. Warum er dann bei manchen Nummern mehr aus sich herausgehen konnte, mehr geben konnte, weiß ich auch nicht, kann ich auch nicht nachvollziehen. Denn klar ist, dass diese Show ihre großen Momente hat, da sind wir uns einig. Auch wohl in etwa, was die betreffenden Songs angeht. Aber ein sich ernstnehmender Entertainer rotzt doch die Songs, auf die er seine Karriere erst begründen konnte, nicht so da hin. Wenn, dann lässt er sie weg, wenn er keinen Bock mehr drauf hat.

Nur am Rande: Ich finde den Begriff "graziös" (= anmutig, grazil, leicht, lieblich, liebreizend, schön, zierlich) nicht wirklich treffend. Deswegen musste ich nachfragen, wie Du das meinst. Mir würden da eher eher Begriffe wie "voller Pathos" oder vielleicht auch "majestätisch" einfallen, um das zu beschreiben, was man da sieht. Ich meine, man sieht ihn, sieht in ohnhin schon in diesem Wahnsinns-Jumpsuit, zwischendurch mit Cape - da kann man doch nur zu dem einen Wort finden: Der King. Da steht er. Paff.

Diese Diskussion führt zu nichts. Die einen empfinden es so, die anderen anders.

Ich habe die Show in den allerersten Tagen meines Fan-Seins erstmals gesehen (auf YouTube). Ich wusste noch nichts über Elvis' Karriere-Ablauf, Karriere-Knick, den Colonel, Filmjahre, Comeback, Tabletten, Priscilla, Scheidung, Krisen usw.
Also eigentlich wusste ich noch gar nichts über ihn. Ich hatte mir nur ziemlich viele Videos im Netz angesehen.
Und dann das Aloha. Ich war davon nicht allzu begeistert. Das weiß ich noch genau. Warum kann ich jetzt nicht mehr so genau sagen. Wahrscheinlich war es der Vergleich zu den TTWII-Aufnahmen, die mich im Gegensatz dazu vom Hocker gerissen haben.

Donald schrieb:

Gypsy schrieb: Mit angezogener Handbremse?
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Ich verstehe, was Du meinst, aber ich kann mich dem nicht anschließen. Ich meine nach wie vor, dass da viel zu viel reininterpretiert wird. Absichten, die er nie hatte. Ich glaube nicht, dass er eine "Parodie" von Hound Dog abliefern wollte.

Und Lustlosigkeit will ich ihm aber auch gar nicht unterstellen. Ich glaube einfach, das was er ablieferte, war das, was er abzuliefern imstande war in jener Nacht. Warum er dann bei manchen Nummern mehr aus sich herausgehen konnte, mehr geben konnte, weiß ich auch nicht, kann ich auch nicht nachvollziehen. Denn klar ist, dass diese Show ihre großen Momente hat, da sind wir uns einig. Auch wohl in etwa, was die betreffenden Songs angeht. Aber ein sich ernstnehmender Entertainer rotzt doch die Songs, auf die er seine Karriere erst begründen konnte, nicht so da hin. Wenn, dann lässt er sie weg, wenn er keinen Bock mehr drauf hat.

Nur am Rande: Ich finde den Begriff "graziös" (= anmutig, grazil, leicht, lieblich, liebreizend, schön, zierlich) nicht wirklich treffend. Deswegen musste ich nachfragen, wie Du das meinst. Mir würden da eher eher Begriffe wie "voller Pathos" oder vielleicht auch "majestätisch" einfallen, um das zu beschreiben, was man da sieht. Ich meine, man sieht ihn, sieht in ohnhin schon in diesem Wahnsinns-Jumpsuit, zwischendurch mit Cape - da kann man doch nur zu dem einen Wort finden: Der King. Da steht er. Paff.

Parodie, vielleicht nicht bewusst. Aber es wirkt tatsächlich so. Blue Suede, Hound Dog, er wollte hier aber definitiv keine Rocknumnern abliefern. Denn er geht erst gar nicht auf diese Weise an die Songs heran. Er interpretiert das Ganze mit einer Komik und Leichtigkeit, dass es nicht mal peinlich wirkt, sondern man den Eindruck gewinnt, daß soll so hingerotzt rüber kommen. Als Pausenfüller zum Küsse verteilen usw. Bei Sally/Shakin funktioniert es nicht. Da merkt man, daß er will, aber nicht kann. Die aufgesetzte Komik macht das Ding hier dann noch peinlicher als es schon ist. Der absolute Tiefpunkt der Show. Für mich aber wirklich der Einzige, wo ich sage das geht so nicht. Rocken wollte er ebenfalls bei Jonny b good, nicht stark, akzeptabel und keineswegs hingerotzt.
Die Songs aus den 50., die ihn groß gemacht haben, funktionieren beim späteren Elvis auch wirklich nur ein einziges Mal richtig gut und das war 1968. Selbst 69 in Vegas fallen blue suede, jailhouse, hound dog im Vergleich zu 68 schon deutlich ab. Haben nix mehr von der rebellischen Aura aus den fifties, die er 68 noch rüber bringen konnte. In Vegas 69 verkam das alles schon zu belangloser Comedy Unterhaltung. Sehr gute Unterhaltung, aber eben nicht mehr. Elvis Entwicklung machte es einfach unmöglich diese Songs mit ihrer entsprechenden Aura zu interpretieren. So wie es die Stones zum Beispiel seit Jahrzehnten tun. Elvis war Vegas. Das Gegenteil zu dem was er in den Fifties verkörpert hat.

Nur mal am Rande:Elvis hatte ganz sicher keine Stimme die über drei Oktaven reichte. Man hört ja an den Studio,- und Konzertaufnahmen wo er an seine Grenzen stößt, sicherlich variiert das auch, abhängig von seiner jeweiligen Verfassung, aber mehr als zwei Oktaven höre ich da selbst mit viel Augen zugedrücke nicht.

Ist auch kein Problem, das reicht ja lässig, und es kommt darauf auch gar nicht an, sondern auf die Fähigkeit einen Song mit Leben zu füllen und auf eine interessante und schöne Stimme - sowie das Wissen in welchen Bereichen diese gut klingt. All das war bei Elvis ja gegeben, nur darauf kommt es an.

Okay, einigen wir uns auf zweieinhalb.
Das tiefe C und das hohe G waren problemlos drin.

Okay, ist auch nicht so wichtig. Ich hab da jetzt auch keine Analyse gemacht oder so. Aber, nach jahrelangem Hören der Musik dieses Mannes hin ich mir auch aus dem Stegreif sicher, dass der Mann keine drei Oktaven hatte. Wir kennen zudem ja auch genug Aufnahmen wo er deutlich an seine Grenzen stößt bzw diese überschreitet. Interessanterweise variiert das Scheitern bzw variieren die Töne an denen er scheitert selbst in kurzen Zeiträumen enorm. Normalerweise ist ein Sänger da konstanter, wenn er nicht gerade eine Erkältung oder ähnliche Probleme hat. Vielleicht lag das daran, dass Elvis im Grunde Autodidakt war, ihm dort einfach das Know How eines gelernten Sängers fehlte? Aber davon verstehe ich leider nichts, ist mir nur über die Jahre immer mal wieder aufgefallen. Vielleicht hat jemand von euch da Ahnung von und kann was dazu schreiben?

Ja ist mir auch schon aufgefallen. Ich glaube nicht, daß er selbst Anfang der 60er den Schluss von Surrender (tonight) jederzeit aus dem Stehgreif so sauber singen konnte, wie ein ausgebildeter Opernsänger. Da hat er mit Sicherheit einige Vorbereitung und ne gute Tagesform für gebraucht.
Elvis Stimme klang auch bald von Jahr zu Jahr verschieden. Man kann da fast ein Ratespiel draus machen.

Opernsänger ist ein gutes Stichwort. Natürlich unterliegen auch gut ausgebildete Sänger und Musiker gewissen, durch die Tagesform bedingten, Schwankungen. Aber die sind halt, bei entsprechender Ausbildung und Übung, nicht so extrem. Dem durchschnittlichen Hörer würde da bei einer Vorstellung nichts auffallen. Soll jetzt allerdings keine Kritik an Elvis sein. Elvis war ja u.a. deshalb so genial, weil er eben nicht so gesungen hat wie andere Sänger seiner Zeit, die es eben "richtig" gemacht haben - aber eben auch gleich gemacht haben. Also im Sinne von Phrasierung etc..

Dazu die geneigte Zwischenfrage: Hätte eien Ausbildung eher geschadet oder mehr genutzt?

totallyinsane schrieb: Dazu die geneigte Zwischenfrage: Hätte eien Ausbildung eher geschadet oder mehr genutzt?

Zumindest wäre sie mMn überflüssig gewesen. So viele Songs gab es ja nicht, in denen er Opernmäßig gesungen hat. Und alles andere konnte er doch außergewöhnlich gut interpretieren.