Elvis By The Presleys

:Wie auch immer, lange Rede, kurzer Sinn. Diese Freunde (beide ohne größere "Elvis-Vorbildung") saßen echt eine Stunde lang vor dem Fernseher und haben gespannt zugesehen, fanden alles nur cool, die Mädels waren nur noch am Kichern und Jauchzen, sobald das erste Mal ein Lederanzug auftauchte und der Hammer war - und das hätte ich persönlich nie gedacht -, dass sie die Gospelsequenz am absolut besten fanden.

Du wirst lachen - genau das ist mir auch passiert, sogar des öfteren, mit Freunden verschiedenster Art und Altersklasse. Alle wollen das 68er Special sehen.
Meine männlichen Freunde finden das kultig, die Musik und die ganze Aufmachung. Die weiblichen... nun, ein offenes Wort, die Mädels setzen da ganz andere Prioritäten, was selbst ich als bekennender Heterosexueller nachvollziehen kann - aber keine Frau, die das Special sieht, kriegt auch nur ansatzweise mit, was da gesungen wird! Elvis hätte auch zwei Stunden aus dem Telefonbuch von Istanbul vorlesen können, das hätte für die keinen Unterschied gemacht!

Du hast Recht, es ist cool, es ist kultig, jede Kleinigkeit. Nur habe ich es einfach schon zu oft gesehen, da wird es vom rein musikalischen Genuss irgendwann dünn. Ich persönlich ziehe halt TTWII vor, weil die Musik vielseitiger ist, der Sound besser, und die Band einfach nur überirdisch genial spielt. Selbst meine Freundin, die lange Zeit vom 68er Leder-Elvis nie genug bekam und den Vegas-Elvis ablehnte, hat sich sogar zu der Bemerkung hinreißen lassen: "Ich mag zwar die geschmacklosen weißen Strampelanzüge nicht, aber musikalisch ist er in TTWII doch um Längen vorn..."

Gut, das war ja dann schon gegen Ende. Wenn man mal bedenkt, wie deutlich sichtbar und rapide Elvis ab 1975 abbaute, wurde er von den Medien geradezu verschont. Eva-Maria hat mir auf der Sommerparty erzählt, in Deutschland sei man sogar aus allen Wolken gefallen, als er starb. Man wusste hier noch nicht einmal, dass er krank und dick war, denn die aktuellsten Bilder waren von Aloha.

Stimmt. Ich kann mich da auch noch an die Reaktionen meiner Eltern erinnern. Nicht zuletzt dieses Erstaunen und "Entsetzen" hatte mich dann zu Elvis getrieben...

Diese "jenseits von Gut und Böse"-Einschätzung bezog sich auch eher auf 1970, wo er anfing, sich mit MOR-Repertoire, großem Orchester, großen Gesten und weißem Anzug als übermenschlicher Belcanto zu inszenieren.

Da hast Du sicherlich Recht. Auch da wäre die Gelegenheit gewesen, sich "über" das hektische Tages-Musikgeschäft zu stellen und (wie Rider es mal in Zusammenhang mit Springsteen formulierte, wenn ich es recht in Erinnerung habe:) seine eigenen Maßstäbe zu kreieren. Diesen Status hat Elvis zu Lebzeiten meiner Ansicht nach irgendwie nie erreicht (zumindest nicht bzgl. der Platten; live vielleicht schon).

Andererseits: Er schaffte es ja auch gerade mal auf 42 Jahre. In dem Alter hatten es die üblichen Verdächtigen, denen man dies unterstellen kann, auch noch nicht geschafft...

Kurze Zwischenfrage: Was ist "MOR-Repertoire"?

Kurze Zwischenfrage: Was ist "MOR-Repertoire"?

Middle of the road.

Andersrum kann man sich vorstellen, wie sich Fans gefühlt haben mussten, die den Wandel vom 50er-Rocker zum Hauptdarsteller aus "Harum Scarum" und "Clambake" (vorwärts)

Kurze Zwischenfrage: Was ist "MOR-Repertoire"?

Das könnte man sicherlich auch mit Master Of Rhytm` And Blues übersetzen (obwohl das Elvis` musikalisches Schaffen ja auch nicht unbedingt komplett abdeckt...) Ist aber eine schöne Wortspielerei

Naja, die Fans aus den 50s waren zu diesem Zeitpunkt ja auch ein bisschen älter und reifer geworden, hatten Familien gegründet und gingen Sonntags in die Kirche. Ich denke die fanden den Elvis so vielleicht netter, als wenn er mit 30 immer noch den Held der Teenies gemimt hätte....

Sollte er ja auch nicht; schrieb ich doch oben. Aber weder das Älter- und Reiferwerden noch das Mutieren zu Familienvater/-mutter und Kirchgänger bedeutet zwangsläufig, dass man grenzdebile Unterhaltung nett finden muss.

Die meisten 68er Revolutzer sind heute auch Spießer (oder sahen mit dem Zeitpunkt die Welt mit anderen Augen, als man ihnen eine leitende Position in der Bank anbot).

Middle of the road.

Middle of the stilmäßischen Road, or what?

Middle of the stilmäßischen Road, or what?

Man könnte glaube ich sagen: Musik, die von den wenigsten als "störend" empfunden wird.

Man könnte glaube ich sagen: Musik, die von den wenigsten als "störend" empfunden wird.

Gibt es dafür nicht schon den Begriff "Easy Listening Music"? Das war allerdings ganz andere Musik, wie sie z.B. Bert Kaempfert sehr erfolreich produziert hat.

Ich würde es eher so übesetzen: Von jedem ein bischen, für jeden ist etwas dabei. Eben die goldene Mitte .