Harald Schmidt

Er hat sich etwas verhaspelt, der Gute, was!? Aber schön, wie er versuchte, den schmalen Grat zwischen gebotener Seriosität und der ihm eigenen Ironie hinzubekommen - inkl. der für heute-journal-Moderatoren typischen von ihm auch schon oft persiflierten Mit-dem-Ellbogen-auf-den-Moderationstisch-aufstütz-Geste

Na hör mal! Selbstredend!

Es war grausam schlecht, oder? Da merkt man mal, welches Können es braucht, um Nachrichten zu präsentieren. Als er fertig war mit der Ankündigung des Beitrags wusste ich nicht (mehr), was er gesagt hatte ... Sprachlich war das wirklich oberschwach. Journalismus und Entertainment sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe. Würde ja auch niemand meinen, dass Claus Kleber oder Gundula Gause eine Late Night Show moderieren könnten.

Als er fertig war mit der Ankündigung des Beitrags wusste ich nicht (mehr), was er gesagt hatte ...

Ok, DAS ging mir ähnlich.

Ist dir auch aufgefallen, wie nervös er war? Um den Mund herum und aus den Augen sprach Panik. Er hat versucht, es mit Grinsen zu kaschieren, aber es wirkte maskenhaft. Ich glaube, er wusste nicht, was er da machte bzw. hatte es möglicherweise unterschätzt. Dazu diese unkontrollierten Bewegungen. Das war Flucht-Impuls in Reinform.

Genau so habe ich das auch empfunden. EInerseits wollte er Schmidt sein, andererseits überwog doch der Respekt vor dem alten Schlachtross "heute journal". Auf jeden Fall hat man glücklicherweise einen passenden Beitrag für ihn gefunden. Gibt ja nicht jeden Tag etwas lustiges zu vermelden, und dann noch eine Sendung, die kaum Katastrophen bot. Wenn der Bekloppte in der Universität in Virginia heute zur Tat geschritten wäre, hätte man Schmidt nur schwer einbinden können.

Genau so habe ich das auch empfunden. EInerseits wollte er Schmidt sein, andererseits überwog doch der Respekt vor dem alten Schlachtross "heute journal".

Genau das war's. Er wollte ironisch sein, konnte sich aber dazu nicht 100%ig durchringen, weil die andere Seite - der Respekt vor der Sendung - nicht wirklich ausgeschaltet war. Er stand zwischen den Stühlen und konnte sich so schnell nicht entscheiden. Deshalb der nicht ausagierte Impuls zur Flucht.

Obwohl, eigentlich müsste es ja wohl Proben gegeben haben, oder? Aber in dem Moment siegte offensichltich das Lampenfieber. Er war kopflos. Lustig und irgendwo sogar schön, das mal zu sehen. Ich hätte mir gewünscht, dass er den "Schmidt" mal ganz abgeschaltet hätte, und es total ernst genommen hätte für den Moment. Was dabei rausgekommen wäre, hätte mich interessiert. DAS wäre u. U. interessant geworden. Ich meine, er ist doch ein ordentlicher Schauspieler. Das hätte m. E. mehr gehen können und müssen ...

Ich glaube, er hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass auch "sein" Publikum zusehen wird und gewissermaßen etwas von ihm erwartet,denen wollte er etwas bieten, ohne jedoch die Zuschauer, die eine seriöse Sendung sehen wollen, vor den Kopf zu stoßen. Auch wollte er sicher nicht, dass die Redaktion, die ihn immerhin mit viel Humor eingeladen hatte, am nächsten Tag als Dank für ihre Offenheit böse Briefe bekommt. Zeigt, dass er ein anständiger Kerl ist. Und es zeigt, dass Schmidt eigentlich nur dann wirklich gut ist, wenn er keine Vorgaben oder selbst gesetzte Grenzen einhalten muss.

es ist schief gegangen, oder? ich finde schon...

Ich glaube, er hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass auch "sein" Publikum zusehen wird und gewissermaßen etwas von ihm erwartet,denen wollte er etwas bieten, ohne jedoch die Zuschauer, die eine seriöse Sendung sehen wollen, vor den Kopf zu stoßen. Auch wollte er sicher nicht, dass die Redaktion, die ihn immerhin mit viel Humor eingeladen hatte, am nächsten Tag als Dank für ihre Offenheit böse Briefe bekommt. Zeigt, dass er ein anständiger Kerl ist. Und es zeigt, dass Schmidt eigentlich nur dann wirklich gut ist, wenn er keine Vorgaben oder selbst gesetzte Grenzen einhalten muss.

Genau. Der Nachrichtensprecher (auch ein blödes Wort) liest in der Regel jedes Wort ab. Spontane Äusserungen sind da fehl am Platz, zudem muss und soll eine gewisse Seriösität verkauft werden. Schmidt werden in seinen Shows immer Stichpunkte auf den Tafeln gezeigt, der Rest ist Schmidt pur.

Es ist etwas völlig anderes, ob du Nachrichten liest oder eine Moderation (welcher Art auch immer).
Nachrichten funktionieren ganz anders. Sie sind allein von der Betonung her schon komplett anders. Da kommt es auf jedes Wort in aller Kürze an. Wenn du dich da einmal ver-betonst, hast du verloren.

Von den Formulierungen mal ganz zu schweigen. Eine Anmoderation verrät natürlich nicht alles, was jetzt kommt. Und der Kommentar - "ich wußte am Ende gar nicht mehr, was er gesagt hatte" - spricht Bände. Mir ging es genauso, weil es erstens zu schnell war, zweitens war er mit seiner Konzentration überall - nur nicht beim Text, und drittens hat er natürlich die wichtigste Regel des Nachrichtenschreibens nicht beachtet: das wichtigste zuerst! Entweder ein rhetorischer Hinhörer oder eine provokante These oder eine treffende Schlagzeile.

War wirklich lustig zu sehen, daß ein altgedienter Profi wie Harald Schmidt nicht nur nervös ist, sondern sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlt. Am großartigsten fand ich aber, wie sich Claus Kleber am Schluß weggeschmissen hat vor Lachen.

Ich denke auch, daß bei Schmidt eine gehörige Portion Respekt mitspielte. Es ist eben immer ein Problem, wenn du nicht selber der Gastgeber bist, sondern "nur" Gastmoderator. Du hast die Show dann nicht in der Hand. Und das ist ein Harald Schmidt nun wirklich nicht mehr gewohnt

Aber als jemand wie mich, der auch selbst Nachrichten schreibt und präsentiert, war es auch sowas wie eine Befriedigung. Normalerweise gilt der Nachrichtenonkel als jemand, der nur abliest, was er sich vorher aufgeschrieben hat (und was ja ergo gar nicht so schwer sein kann). Daß du an einer Nachricht mit drei Sätzen unter Umständen eine halbe Stunde lang rumformulierst, bis sie endlich sitzt, das hört normalerweise niemand (und es soll ja auch keiner hören).