1 : 1 für Elvis

Mit diesen Dingen habe ich kein Problem. Tatsachen sollte man als solche Anerkennen können, was einen ja nicht davon abhalten muss, Elvis' Musik zu mögen.

Eben. Aber dazu fehlt manchen entweder das Hirn oder das Rückgrat.

Ich finde Elvis und seine Musik genau so, wie sie war, klasse. Die Sachen, die mir nicht gefallen, höre ich mir halt nicht an. Bleibt immer noch mehr als genug übrig, um mich daran zu erfreuen, und das schon seit 30 Jahren. Und statt mir den Rest schönzureden, höre ich in der Zeit lieber die Musik anderer Künstler, die haben nämlich auch was zu bieten. So einfach kann es sein, wenn man es sich nicht unnötig schwer macht.

Die Qualitätsschwankungen seiner Konzerte werden meines Erachtens z.B. innerhalb des Jahres 1976 nur von Fans so stark wahrgenommen. Da gibt es Leute, die meinen, im März und im Dezember war er gut, nur im Sommer schlecht. Die Unterschiede sind aber bei genauer und unvoreingenommener Betrachtung nur gering. Hört man sich z.B. die oft gelobte alte Bootleg "Holding Back The Years" an, stellt man fest, dass Elvis zwar etwas weniger nasal klingt als im Sommer, aber die Darbietungen letzten Endes nahezu genau so mies sind. Lediglich "Steamroller Blues" bringt er in der Show ganz ordentlich und vielleicht noch das unsägliche "America" und "Let Me Be There". Der Rest ist genau so unterirdisch wie das meiste, was er 1976 auf der Bühne ablieferte. Bei den Dezember-Shows ist Elvis extrem überdreht und wirkt dadurch dynamischer, aber auch äußerst unkonzentriert - wahrscheinlich hat er da etwas mehr Aufputsch-Mittel eingeworfen oder seine übliche Menge hat wegen des zwischenzeitlichen Gewichtsverlusts stärker gewirkt. Keine Ahnung - auf jeden Fall letzten Endes auch nicht wirklich besser als der übliche 76er-Kram.
Der Qualitätsabfall ist eigentlich ziemlich stetig, hier und da gibt es Phasen, die nach unten oder nach oben etwas herausstechen. Ich würde sagen, August 1970 war der Zenith, danach ging es langsam aber sicher bergab. Bis einschließlich März 1974 war er, wenn er wollte, noch zu ordentlichen Konzerten fähig.

Ganz so extrem würde ich es nicht sehen.

Im Gegensatz zu vielen Fans empfinde ich den Auftritt auf der HOLDING BACK THE YEARS als relativ schlecht. Elvis hat Probleme beim Sprechen, muss mehrfach die Songs neu beginnen oder vergisst den Text und sieht -wenn man mal die Fotos auf dem Cover betrachtet- einfach nur heruntergekommen aus. Was ihn, wie so oft zuvor und danach, allerdings rettete, war der Klang seiner Stimme. Die hört sich nämlich erstaunlich solide an.

Die Dezember Shows zeigten Elvis deutlich schlanker und auch motivierter. Aber ich gebe Dir Recht, dass der Gute doch ein wenig überdreht klingt und ganz offensichtlich unter Aufputschmitteln steht.

Trotzdem würde ich schon sagen, dass die Qualität der Auftritte gegen Ende des Jahres 1976 wieder anzog. Elvis legte den Focus wieder auf den Gesang und auch die Set List war weniger statisch als im Sommer. Dass bei einigen Fans aus diesen Auftritten Konzertereignisse wie im Sommer 1970 werden, kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen. Meiner Meinung nach waren die Dezember-Shows im Vergleich mit den übrigen Auftritten des Jahres 1976 sehr gut, konnten aber mit den Shows der Jahre 1969 bis 1972 keinesfalls mithalten.

Welz ich wollte nur etwas Öl ins Feuer giessen und hab es übersptizt dargestellt.
Ich halt es so wie von z.B. MW dargestellt, ich höre was mir gefällt und das andere kann mir ja keiner aufzwingen.

Ja, die Dezember-Shows sind sicher marginal besser als das, was er im restlichen Jahr geboten hat, aber letzten Endes nur auf einer sich im Keller befindenden Formkurve der Aufstieg auf die zweite Stufe der Kellertreppe. Dass er in seinem drogeninduzierten Übermut in einigen Songs noch den ein oder anderen besonders hohen Ton herausquetschte, ist für mich aber absolut kein Highlight. Die Grundstimmung war besser, die Performance - rein musikalisch betrachtet - nur marginal.

Ich höre auch nur, was mir gefällt - und Konzerte nach März 1974 gehören da in der Regel nicht zu bzw. nur um dann immer wieder meine Meinung dazu bestätigen.
Lustig ist, dass manche Leute ein 76er-Soundboard nach dem anderen in den Himmel loben und dann an anderer Stelle behaupten, die Shows von 1969 seien langweilig, weil alle gleich klingen würden. Wenn ich eine Show vom August 1969 als schöne Multi-Track-Aufnahme höre, weiß ich, warum ich Elvis-Fan bin. 1969 und 1970 war er überirdisch, 1974 bis 1977 ein Schatten seiner selbst.

Ich denke, es gibt drei Typen von Elvis-Fans: jene, die sich für seine Musik begeistern, jene, die sich ebenfalls für seine Musik begeistern, aber vor allem in ihrem Fan- und Expertentum nach Anerkennung streben und jene, für die Elvis eine Ersatz-Religion ist. Jeder dieser drei Typen sieht Elvis anders.
Typ 3 reagiert halt besonders gereizt auf Kritik am großen König.

Was interessiert mich daran wieviel sich jemand reingezogen hat od. mit wem er ins Bett geht usw

Naja, ich kann mich halt auf verschiedene Arten mit einer Person oder historischen Begebenheit befassen.

Natürlich kann ich hingehen und sagen, der Privatkram interessiert mich nicht, mir geht es nur um die Musik. Genauso kann ich sagen, ich interessiere mich für mittelalterliche Burgen, aber eben nur für die Architektur. Vom Leben im Mittelalter will ich nichts wissen.

Aber ich kann auch sagen, ich interessiere mich für wirklich jedes Detail. Ich will wissen, wie der einfache Bauer im Mittelalter gelebt hat und ich will wissen, was Elvis wo, wie, wann, mit wem und warum getan hat. Nenn es Gossip, nenn' es RTL-Niveau oder nenn' es umfassendes Interesse. Ich jedenfalls will alles wissen.

Es kann jeder halten wie er mag, aber in meinen Augen ist es immer etwas merkwürdig, wenn sich jemand Fan nennt, aber bestimmte Dinge -mit welcher Begründung auch immer- ausklammern will.

Welz ich wollte nur etwas Öl ins Feuer giessen und hab es übersptizt dargestellt.
Ich halt es so wie von z.B. MW dargestellt, ich höre was mir gefällt und das andere kann mir ja keiner aufzwingen.

Nein, ich habe meine Meinung kundgetan.

Es ist aber immer wieder ein beliebtes Argument, dass es jeder halten könne, wie er mag. Diese falsch verstandene Political Correctness erübrigt dann auch jede Diskussion. Natürlich kann jeder tun und lassen was er will, aber man sollte dieses "Argument" doch bitte aus Diskussionen rauslassen. Wer das nicht kann, hat das Grundprinzip einer Diskussion nicht verstanden und sollte sich auch diesen tunlichst raushalten.

"Fan" - eh eine kratzige, einengende Bezeichnung.
Ich selbst nenne mich heute nicht mehr Elvis-Fan, mein Interesse an El's Musik leidet darunter aber nicht, nur der Kleinkram welchen Furz Elvis wo gelassen hat und die Diskussionen darüber, ödet mich an.

Es kann jeder halten wie er mag, aber in meinen Augen ist es immer etwas merkwürdig, wenn sich jemand Fan nennt, aber bestimmte Dinge -mit welcher Begründung auch immer- ausklammern will.

Ein weiterer Grund, warum ich kein "echter" Fan bin, denn sein Privatleben interessiert mich einen Scheiß. Um ehrlich zu sein, weiß ich schon viel zu viel darüber, ohne dass ich es je wissen wollte. Viel lieber würde ich von jedem Song sämtliche Hintergründe kennen, wie er entstanden ist, musikalisch und technisch. Ich will wissen, warum Elvis sich für einen Song entschieden hat, wie das im Studio abgelaufen ist, welche Technik dabei benutzt wurde, welche Instrumente gespielt wurden und von wem. Ich will Vergleiche zu anderen Künstlern der Zeit schließen. Dann will ich wissen, wie das bei den Konzerten abgelaufen ist, wie die Songs ausgewählt wurden, wie geprobt wurde, welche Bühnentechnik eingesetzt wurde. Mit all diesem Wissen könnte ich die entsprechenden Aufnahmen noch wesentlich mehr genießen.

Stattdessen muss ich das esoterische Gequatsche von irgendwelchen durchgeknallten Friseuren ertragen. 100 Bücher, darin fast kein Wort über Elvis' Musik, zumindest kein fundiertes.

Was der King gegessen hat, welche Frauen er im Bett hatte - all das langweilt mich zu Tode, ich habe schließlich ein eigenes Leben und muss mich nicht ersatzweise am Leben eines anderen ergötzen. Und welche Pillen er sich reingepfiffen hat, interessiert mich - wenn überhaupt - nur dann, wenn das einen hörbaren Einfluss auf seine Leistung im Studio oder auf der Bühne hatte.

Tief in meinem Herzen bin ich halt eine Klatschtante.

Klatschtunte.