Elvis - Memphis (5 CDs - RCA / Legacy)

Das klingt sehr einleuchtend, danke Robert.  

Man darf nicht vergessen dass diese sessions etwas Besonderes waren. Im Prinzip ging es nicht primär um Elvis vocals sondern um die Musiker. Die Band musste funktionieren. Elvis' takes waren eigentlich genial deshalb klingen schon frühe takes fast perfekt. Natürlich gab es Ausnahmen. Bei den replacements wurden Elvis Tonspuren komplett gelöscht und neu eingesungen. Manchmal nur teilweise gelöscht weil der größte Teil schon perfekt war.
Das waren jetzt keine neuen recording sessions in dem Sinn sondern ging recht zügig über die Bühne. Was davon übrig geblieben ist kennen wir ja von American Rejects...etc..Ich habe mich da mal schlau gemacht
..vor Jahren

Und hier, wie kann es anders sein: Ein neues Youtube-Video



ohne Gewähr

ich denke, hier wird nichts Neues gesagt außer Ross-Spang für seine Arbeit gelobt !

Und wenn ich schon einmal dabei bin :

@ Cisco

Ich kann Dir nicht ganz folgen. Du widersprichst Dir leider selber. Wenn Elvis’ Aufnahmen so perfekt waren, warum wurden dann so viele Neu- und Nachaufnahmen gemacht? Das kann ja wohl nicht an den Session-Musikern gelegen haben. Wenn man sich die Sessions anhört, war da auch nicht alles perfekt, wie von Dir behauptet. Elvis war selbstverständlich ein sehr guter Sänger, welcher sehr schnell einen Song in sich aufnehmen und auch verinnerlichen konnte. Wenn also Teile eines Tracks nachgesungen werden mussten, stimmt Deine Aussage einfach nicht und ist mal wieder Fan-gefärbt. Und die Aufnahmen waren eben nicht gleich perfekt, auch die Gesangsspuren nicht. Aber eventuell habe ich Dich nur missverstanden?

Bei dieser Session gab es auch sehr viele Fehler seitens der Musiker. Wenn man dies mit der Nashville Band von z. B. 70 vergleicht dann ist das 1969 ein Chaos. Man muss sich mal Any Day Now anhören jede Menge FS aber nicht weil Elvis patzt sondern die Band. Bei keiner anderen Session gab es diese Schwierigkeiten.

Die Musiker in der Session waren die sogenannten Memphis Boys. Das war die House Band der American Studios. Wenn ich richtig liege hat Elvis nie zuvor mit den Jungs Musik aufgenommen. Zwischen 
1967 und  1972 haben die Jungs 122 Hits aufgenommen. Die Jungs hatten schon was auf dem Kasten wie man so schön sagt. Aber die Chemie zwischen den Musikern und Elvis musste erst wachsen. Ich bezeichne es nicht als optimal, Elvis hat danach nicht wieder in dem Studio aufgenommen. Dafür wird es Gründe geben. 

The Memphis Boys - Memphis Music Hall of FameMemphis Music Hall of Fame

Elvis hatte auch zu dem Zeitpunkt der Aufnahmen eine Erkältung. Es musste abgebrochen werden und Elvis sang seinen Part teilweise nochmal ein. 3 Tracks hat Elvis gar nicht mehr vollendet bzw 2 gar nicht eingesungen. Leider. Felton Jarvis und Chips Moman hatten wohl auch Probleme miteinander. HIer muss ich @king77 zustimmen. 

Harty schrieb:

1967 und  1972 haben die Jungs 122 Hits aufgenommen. Die Jungs hatten schon was auf dem Kasten wie man so schön sagt. Aber die Chemie zwischen den Musikern und Elvis musste erst wachsen. Ich bezeichne es nicht als optimal, Elvis hat danach nicht wieder in dem Studio aufgenommen. Dafür wird es Gründe geben.

Die Gründe waren vor allem die, dass Chips Moman keinen Bock hatte, sich von RCA und einem Elvis-Management dazwischen reden und unmögliche Forderungen stellen zu lassen, Stichwort "Suspicious Minds". Moman hatte, wie du richtig feststellst, die Hit-Fabrik, nicht RCA. Er konnte die Forderungen stellen. Das passte bestimmten Leuten in der Elvis-Welt nicht, also ging man lieber zurück in die altbekannte Music City USA, wo alles bekannt war man nur weitermachen musste wie bisher und seine heile Welt hatte. Komischerweise kamen dabei keine Hits mehr heraus, während Moman ein paar Super-Hits, teilweise Jahrhundert-Titel, und Elvis' bestes Album produziert hat. 

Felton Jarvis und Chips Moman hatten wohl auch Probleme miteinander.
 

Felton war, bei allem Respekt, ein Feld-, Wald- und Wiesen-Produzent, kein Vergleich zu Chips Moman. Der wurde Elvis an die Seite gestellt, um zumindest noch etwas Kontrolle zu haben. Außer das die Bandmaschine an- und auszustellen, hatte der doch keine Bedeutung als Produzent. Das allerdings machte er sehr gut. Dafür hatte er immerhin ein Gespür: Laufen lassen. Elvis machte die Arbeit und Felton am Ende ein paar Overdubs. Aber der Mann hat doch absolut nichts vorzuweisen, weder vor Elvis noch mit Elvis. Das einzige, was man ihm zugute halten kann, ist, dass er für gute Laune im Studio sorgte. Chips dagegen war ein Produzent, der sehr genau wusste, was er wollte. Dazu ein Perfektionist, der Sachen so lange spielen ließ, bis sie ihm passten. Das war der Grund, warum Sachen wiederholt wurden, nicht, dass sich irgendwelche Musiker verspielten. 

Du bringst es auf den Punkt und sprichst mir aus der Seele. 
Ich glaube king77 war es, der von einem Chaos sprach. Ich möchte auch jetzt noch - nachdem ich das Rider-Posting gelesen habe, welches den Sachverhalt wahrscheinlich bereits besser ins Licht rückt - den Begriff des Chaos aufgreifen, und dazu sagen, dass es aus meiner Sicht (wenn man es denn als Chaos bezeichnen möchte) ein kreatives Chaos war. Und ich sehe das nicht als hinderlich an - im Gegenteil. Bereits an den nicht immer sauber getrennten Takes für einen Song (manchmal ist während dieser Sessions nicht einmal klar erkennbar, ob man sich bereits in der "normalen" Session befindet oder im "try-out") offenbaren eine neue Arbeitsweise. Was früher blitzsauber ausgezählt wurde, wird hier plötzlich anders gehandhabt. Es muss auch für Elvis eine neue Atmosphäre gewesen sein, die ihn womöglich/wahrscheinlich angestachelt haben muss. Herausgekommen ist eine Ansammlung - darf ich das sagen? - epochaler Hits. Da kann also nicht viel falsch gelaufen sein.

Ich möchte noch eine Meinung zu den angesprochenen Takes loswerden. Ich verstehe, dass man die Bewertung (vieler Takes) nie losgelöst vom eigentlichen Inhalt sehen darf. Das, was damals in den American Sound Studios bezüglich Ablauf passierte, ist tatsächlich deutlich anders, als das, was wir zuvor von Elvis und seinen Musikern kannten. Viele einzelne Takes sind - für sich betrachtet - aber nie ein Zeichen von schlechterer Arbeit oder Qualität. Vielmehr sind sie in den meisten Fällen als eine akribische, (fast) perfektionistische Art des Herantastens an das finale Produkt zu sehen. Elvis wird diese perfektionistische Ader beim Erarbeiten eines Songs oft nachgesagt (und das wohl keineswegs zu Unrecht).

Ich denke (!), Elvis hat die Arbeit mit Chips Moman und den Memphis Boys geliebt und genossen. Sowohl die Tondokumente ("in-between the takes") und sogar die aus diesen Sessions bekannten Bilder sind Zeugnisse tiefen gegenseitigen Respekts und tiefer Wertschätzung. Zur Erinnerung: Für Hound Dog benötigte Elvis 31 Takes um den Master zu finden. Im Fall von Don't Be Cruel waren es 28. Auch bei Can't Help Falling In Love (record version) waren es 29 Takes.
Viele einzelne Takes lassen sich nicht per se mit schlechter oder unvorbereiteter Arbeit gleichsetzen und auch nicht mit fehlender Chemie. Und ich weiß, wir sind uns wahrscheinlich alle hier einig, dass keines der oben genannten Werke in irgendeiner Weise qualitative Mängel aufweist.

Insofern schließe ich mich gerne auch dem weiter oben von Ciscoking Geschriebenem an, wenn er schreibt "Elvis' takes waren eigentlich genial deshalb klingen schon frühe takes fast perfekt", selbst wenn ich noch nicht jeden seiner Gedanken rein vom inneren Verständnis her nachvollziehen kann. Aber - wie fronk es schon schrieb - vielleicht erklärt er sich uns noch.
 

Bitte jetzt nicht falsch verstehen, mir gefallen speziell von der Instrumentierung her die Songs von zum Beispiel der Elvis Is Back Sessions besser als hier die 69er Sessions Instrumentierung, das soll nicht heißen, dass diese 69er Sessions schlechter waren, Nein, es waren halt andere Musiker tätig und die spielen halt anders.

Meinung sollte man nie falsch verstehen. Alles prima glen d. Von Meinungen lebt das Forum ja erst richtig.