Favoriten unter den Gospels

Ein weiterer Grund, weshalb ich meine Definition für Gospel bevorzuge und das hier eher unter sacred songs einordnen möchte. Das Lied ist ein ganz normaler Pop Song. Das einzige Unterscheidungsmerkmal ist der Text. Wenn das hier ein Gospel ist, dann wären dieser Logik folgend bspw. die Lieder von Bands, die Metal mit christlichen Texten spielen, und ja die gibt es, auch Gospel, weil sie über Gott singen.

Was willst du mehr? Ne Kirche, Nonnen, Schwarze, Rhythmus, klatschende Kirchgänger, ein tanzender Prediger....

Bei der Einordnung eines Liedes geht es doch nicht um die filmische Umsetzung. Falls das der Maßstab ist, dann ist Madonnas like a prayer ein Gospel, denn da spielt sogar Jesus im Video mit und den Text kann man durchaus religiös deuten.

@Earth boy

Oh happy day wird auch als Gospel bezeichnet. Let us pray finde ich vom Stil gar ähnlich. Ich denke wir sollten den Gospel nicht nur als traditionellen Gospel betrachten , sondern auch neue moderne Varianten zulassen. "Let us pray" würde ich als Gospel betrachten und hier auch kein Augenzwinkern ansetzen. Ich definiere einen christlichen Text nicht als Hauptmerkmal für einen Gospel, dazu gehört m.E der musikalische Aufbau, der Rhythmus, Chor etc. "Have a happy" ist das eher ein Popsong. Das ist aber der Grund warum ich den Song zur Diskussion bringe.

Oh happy hat ja ganz klar diesen Frage-Antwort Charakter, der typisch ist für Gospel. Selbst, wenn Oh happy einen komplett weltlichen Text hätte, würde jeder sofort den Gospel Charakter hören. Würde es bei Let us pray um etwas weltliches gehen, käme keiner auf die Idee zu vermuten, dass das irgend etwas gospelhaftes an sich hat, weil es ein straighter Pop Song ist.

Ich bin großer Gospel-Fan, besonders den "klassischen" Gospel, schwarz und weiß. Was heute so zu hören ist (Kram á la Sister Act) kann mir gestohlen bleiben. Man darf aber auch nicht alles, was Gottesbezug hat, als Gospel bezeichnen. Da gibts einige Kategorien, die damit nicht gleichzusetzen sind. Zum Beispiel "Seeing is believing" ist Contemporary Christian Music, nicht Gospel.
Ich mag Elvis' Gospelaufnahmen (um den Begriff "Gospel" hier mal für alle religiös-thematischen Aufnahmen zu benutzen) sehr gerne. Wenn man sich die Leute anhört, die ihn beeinflusst haben (und andere), finde ich aber, dass er nie an die "puren" Gospelsänger herangereicht hat.


Ich habe nur ein ganz paar wenige Posts am Anfang des Threads gelesen. Gerade eben habe ich zum ersten Mal hier reingeguckt, daher sorry, falls schon drauf reagiert wurde.

Honeybee schrieb: Wusstest du, bei welcher Gelegenheit Peace In The Valley entstanden ist?
Falls nicht: Thomas A. Dorsey hat diesen Gospel während einer Zugfahrt geschrieben.
Berichten zufolge fuhr der Zug an einem kleinen friedlichen Tal, in dem Tiere zu sehen waren, vorbei.
Er war zu der Zeit (30er Jahre) sehr beunruhigt über die politische Lage in Europa, und da überkam ihn diese Sehnsucht...

Ich weiß nicht, ob das auch einer der Beweggründe war. Aber inhaltlich ist das Lied eine musikalische Ausformulierung von Jesaja 11,6-8 und der Wiederaufnahme in Jes 65,25. Es ist natürlich möglich, dass eine Zugfahrt ihn auf die Idee gebracht hat, der Bezug ist aber ein biblischer.
Interessant ist übrigens auch die Entstehung von Dorsey's "Take my hand", das mit dem Tod seiner ersten Frau in Zusammenhang steht.

Honeybee schrieb: Bei dem gesamten Album verstehe ich nicht, was A Thing Called Love dort verloren hat. Ist doch kein Gospel, oder? Obwohl ich den Song mag! Like a little whipped pub...

Kein Gospel, sehr richtig. Der Text beschreibt allerdings die Kraft der Liebe. Liebe ist hier natürlich nicht nur in seiner romantischen oder erotischen Weise zu verstehen, sondern als das Prinzip, in dem Gott dem Menschen begegnet. Durchaus eine Aussage, die mit dem christlichen Gottesbild (und auch dem jüdischen) zusammenstimmt.

Harty schrieb:
Beispielsweise wird der Song "You'll never walk alone" oft als "Elvis Gospel" aufgeführt. Ist es tatsächlich ein Gospelsong ?

1. Oh happy day (klassischer Gospel), selbst die TTWII rehearsal version ist schon richtig klasse.

Hier kommt die Unterscheidung der Genres ins Spiel. "Oh happy day" ist kein Gospel-Song, sondern Contemporary Christian Music (CCM).
Auch "You'll never walk alone" ist kein Gospel-Song. Soweit ich weiß, wurde das Lied von Rodgers/Hammerstein (?) für ein Musical geschrieben. Es ist Interpretationssache, ob man dem Lied einen religiösen Bezug zusprechen möchte. Es kann zum Beispiel eine Freundschaft beschreiben, aber natürlich auch das Versprechen Gottes an den Menschen, ihm beizustehen. Möglicherweise - das ist aber nur Spekulation - hat Jesu Abschied an seine Jünger in Mt 28,20b eine Inspiration gestellt ("... Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."). Andererseits kenne ich das Musical nicht und kann auch nicht sagen, wie es vom originalen Kontext zu verstehen wäre.



Wen es interessiert, sei dieses Buch ans Herz gelegt:

www.amazon.de/People-Get-Ready-History-Gospel/dp/0826417523

Ich habe die Kirchen-Glaubens-Postings rausgefischt, was ein wenig Arbeit war, da ich die meisten Beiträge einzeln verschieben musste und habe sie in diesem in diesem Thread zusammengefasst.