Januar/Februar 1969 oder Juni 1970?

Warum sollte man? Solange Du andere Einschätzungen nicht mit einem  oder einem  indiskutablen Argument kommentierst, wie, dass man anderer Meinung sei, weil Jörgensen diese Meinung vertritt, ist Deine Ansicht völlig legitim.

Ich finde es ja gerade gut, dass wir hier so herrlich unterschiedliche Geschmäcker haben können, ohne dafür in die Gummizelle abgeschoben zu werden!

Allerdings ist für mich schwer nachvollziehbar, dass Du Heart of Rome besser findest als das Meiste aus den Januar/Februar Sessions. Für mein Empfinden ist Heart of Rome eine musikalische Niete, die nur von  wenigen Liedern aus den 69er Sessions unterboten wird. Spontan würde ich da Hey Jude und My little Friend nennen.  Aber jedem das Seine.

"My little friend" habe ich immer geliebt. Bei "Hey Jude" gebe ich Dir Recht, obwohl es frischer klingt als die Version der Beatles. Nur kannte Elvis den Text nicht...
Nun, das alles ist unterm Strich Geschmackssache...

Ich sehe es genau umgekehrt. Ich finde die Arrangements aus dem Jahre '69 im Großen und Ganzen besser.

Sagen wir mal so: Sie sind spärlicher. Viele mögen das. Ich mag's gern überladen...

Während ich wenige Outtakes bzw. undubbed Masters aus dem Jahre '69 deutlich besser finde als die fertigen Masters, ist es bei den Aufnahmen aus dem Jahre '70 eher umgekehrt.

Das sehe ich recht ähnlich! Nur die Entwicklung von "Do you know who I am" finde ich sehr interessant bei den Outtakes - für mich übrigens das stärkste Lied neben "Suspicious Minds"...

'I washed my hand in muddy water' wird durch die Overdubs für mein Gefühl verhunzt. Als ich das Lied erstmals auf einem Bootleg so hörte, wie Elvis es ursprünglich aufgenommen hatte, kam das einer Offenbarung gleich.

Da gebe ich Dir Recht. Die rockigen Nummern von 70 hätten keine Overdubs gebraucht.

Auch twenty days and twenty nights braucht dieses Kitsch Arrangement nicht und ist unbearbeitet viel bezaubernder.

Ich finde beide Versionen gleichermaßen reizvoll.

Stimmt. Ich höre mir die Studio Version nur äußerst selten an, weil die  Live Aufnahmen soviel besser sind. Geht mir aber mit Patch it up aus dem Jahre 1970 genauso. Die Studio Version kann gegen die Live Versionen nicht anstinken.

Bingo! Auch "I've lost you" kommt live besser.

Hat er mit den '70er Aufnahmen aber auch nicht gemacht. Ist für mich aber auch kein Muss-Kriterium für geile Musik.

Bingo!

Sehe ich nicht so. Erstens bemerkst Du ja selbst, dass Elvis durchaus starkes Material davor aufgenommen hat (Guitar Man, Too much monkey business, Big boss man etc.).

Du wirst mich jetzt steinigen - diese Songs meinte ich noch nicht einmal!

Zweitens werden die 69er Sessions hochgelobt, weil das Material und die Aufnahmen fantastisch waren und nicht weil die Lieder "nur" im Vergleich zu den vorher aufgenommenen Songs gut waren. Wäre das der Grund, würden die Aufnahmen aus dem Frühjahr 1960 nicht so gut bewertet werden, denn schließlich hatte Elvis bei der letzten Session davor auch tolles Material aufgenommen.

Aber die war fast zwei Jahre her, und der Sound und Stil hatte sich gewandelt. Ebenso 69.

Die Aufnahmen aus dem Jahre 1969 sind für sich so stark, dass sie keinen Vergleich mit schwächerem Material benötigen, damit man ihre Qualität erkennt.
Da gebe ich Dir Recht.

Ich sage ja auch nicht, ich finde 69 schlecht. Im Gegenteil, ich finde die Aufnahmen ja auch genial! Ich wehre mich nur dagegen, sie so dermaßen hoch zu hängen - und dagegen, 70 so zu vernachlässigen.

Oder es hätte die 70er Session in dieser Form ohne die '69er nicht gegeben. Die '70er Session wurde doch sicherlich durch den Erfolg beflügelt, der sich auch durch Lieder wie 'In the ghetto' und 'suspicious minds' eingestellt hat.

Bingo!

Elvis Country wird schon recht viel Beachtung geschenkt, aber TTWII wird normalerweise von Kritikern übergangen. Was ich sehr schade finde, da es eine meiner  Lieblingsplatten von Elvis ist.

Und meine absolute Lieblingsplatte, schon seit 25 Jahren. "Elvis ist erwachsen geworden" müsste sie eigentlich heißen...

Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich mag sowohl die 69er als auch die 70er Sessions und halte sie im Gesamten für einen der kreativen Höhepunkte in Elvis Karriere. Allerdings mit Vorteilen für die Sessions aus dem Jahre 1969.

So weit liegen unsere Meinungen nicht auseinander, nur in Nuancen, verursacht durch meine Gier nach Kitsch...

Aber wer sich gern zum Abschied mit "Lalalala" anbrüllen lassen möchte - bitte.

Na bitte, geht doch!

Ach ja: Ich hatte übrigens auch für 1970 gestimmt.

Jetzt bin ich aber mal gespannt auf Deine Gründe, ernsthaft!

Jetzt bin ich aber mal gespannt auf Deine Gründe, ernsthaft!

Hatte ich oben noch kurz und knapp nachgeschoben: Aber insbesondere, da mir die 1969er Session verkrampfter, gewollter und überproduzierter vorkommt. Da gefällt mir die spontane und entspannte Stimmung z.B. der "Country" besser.

Aber insbesondere, da mir die 1969er Session verkrampfter, gewollter und überproduzierter vorkommt. Da gefällt mir die spontane und entspannte Stimmung z.B. der "Country" besser.

Genau. Dieses entspannte ist es auch, was mir an 1970 so gefällt. Er hatte noch ordentlich Power, aber er stand nicht mehr unter Druck, er sang nicht mehr um sein Leben, so wie 1969 - obwohl das auch seinen Reiz hatte. Nur mag ich es lieber etwas unangestrengter.
Leider wurde er dann ab 1971 zu entspannt - sprich gleichgültig.

Genau. Dieses entspannte ist es auch, was mir an 1970 so gefällt. Er hatte noch ordentlich Power, aber er stand nicht mehr unter Druck, er sang nicht mehr um sein Leben, so wie 1969 - obwohl das auch seinen Reiz hatte. Nur mag ich es lieber etwas unangestrengter.
Leider wurde er dann ab 1971 zu entspannt - sprich gleichgültig.

Yep.

So werde ich auch nie verstehen, warum in der Elvis'schen Zeiteinteilung oftmals der Abschnitt 1969-71 benannt wird. 1971 war eine Wendung ums Ganze. Nicht nur, dass die absoluten Spitzensongs fehlten und die Kompositionen mehrheitlich in den beiden Jahren davor am unteren Ende der Skala zu finden gewesen wären - seine Stimme war nicht mehr auf der absoluten Höhe und es fehlte das letzte Extra bei der Umsetzung des Materials (bei manchen Aufnahmen auch gerne mehr). Schade, schade...

Genau. Ich werde es nie verstehen, wie es in dem halben Jahr nach September 1970 zu so einem erschreckenden Nachlassen in seinem Gesang kam.
Klar - auch danach hatte er vereinzelte stimmliche Höhepunkte, aber halt eher vereinzelte, und an die Qualität von 1970 kam er leider nie wieder heran. Wenn man sich die starken Songs ab 1971 vorstellt, gesungen mit der Stimme von 1970 - das stimmt dann schon ein wenig traurig.

Schön. Ich dachte immer, ich wäre der einzige, der Heart Of Rome was abgewinnen könne.

Nein, bist Du definitv nicht.

Bingo! Auch "I've lost you" kommt live besser.

Du wirst mich jetzt steinigen - diese Songs meinte ich noch nicht einmal!

'Signs of the zodiac' ?

Nein. Natürlich "Petunia the Gardener's daughter"!
Und "Dominic"!

Genau. Dieses entspannte ist es auch, was mir an 1970 so gefällt. Er hatte noch ordentlich Power, aber er stand nicht mehr unter Druck, er sang nicht mehr um sein Leben, so wie 1969 - obwohl das auch seinen Reiz hatte. Nur mag ich es lieber etwas unangestrengter.
Leider wurde er dann ab 1971 zu entspannt - sprich gleichgültig.

Obiges "Yep" bezog sich eigentlich nur auf den letzten Satz. Dass ich es grundsätzlich lieber "unangestrengter" habe, kann ich nicht sagen. Bei Elvis - ja. Denn keiner kann Singen so spontan, so spielerisch, so natürlich und so "gefühlt" (hoffe, das Wort ist verständlich; mir fällt gerade kein besseres ein) klingen lassen wie er.

"Unangestrengt" deshalb als höchstes und ausschließliches Kriterium zu postulieren, will ich aber damit nicht.