file Spiegel-Kultur, Artikel 1997

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07 Juli 2019 00:50 #922214 von Honeybee
Spiegel Art wurde erstellt von Honeybee
Beim Durchlesen dieses Artikels musste ich doch schon ein paar mal schlucken!!!



Spiegel-Artikel - 28.07.1997

Heartbreak-Trottel

Elvis ist zwanzig Jahre tot und unvergessen - zu Recht? VON JULIE BURCHILL
Angenommen, unser unerschrockenes, zartes Teenager-Ich begegnete eines Tages unserem resignierten, fetten 40jährigen Ich - das Ergebnis wäre ein Entsetzensschrei: "Igitt, was für ein widerlicher menschlicher Trümmerhaufen! Wie kann man nur so auf den Hund kommen?"
Aber mal angenommen, der junge Elvis Presley wäre dem alten Elvis Presley begegnet - einem 120-Kilo-Elvis, der den ganzen Tag verpennt und die ganze Nacht lang "Fool's Gold"-Sandwiches mit 42 000 Kalorien verschlingt; einem Burschen, der sich selbst verstümmelt, um den Ärzten rezeptpflichtige Medikamente abzuluchsen; einem Kerl, der mit seinen gewaltigen Inkontinenz- und Gewichtsproblemen apathisch auf einem runden Drehbett liegt. Es kann sehr gut sein, daß der junge Presley gebrüllt hätte: "Wow, das ist ja ein richtig cooler Typ!" Und dann hätte er ihn eingeladen, mit ihm das erste und einzige Elvis-Duett der Welt aufzunehmen.
Elvis war nämlich nie sonderlich schlau. Er war in gewisser Weise eine Sphinx ohne Rätsel, ohne jeden Ehrgeiz, ohne Antrieb und ohne die emotionale Komplexität, die normalerweise das Schicksal eines Megastars ist, von Marilyn Monroe bis Michael Jackson. Er hatte zufällig zur Musik gefunden, und er tat alles, was ihm sein Manager sagte. Die Musik, die er machte, war ihm im Grunde genommen egal. So egal, daß die kleinste Unterbrechung seiner Karriere - wie etwa die paar Monate in der Armee - ausreichten, um die zerbrechliche Blüte kaputtzumachen, als die sich Presleys Talent erwies. Es ist doch komisch, daß die Army das Talent von James Stewart, Oliver Stone und zahlreichen anderen Künstlern, die ebenfalls Dienst schoben bei den amerikanischen Streitkräften, nicht ruinierte - und die haben richtig gekämpft und sind nicht den ganzen Tag lang bloß auf Wache herumstolziert.
Nein, was Elvis ruiniert hat, war der Rock'n'Roll. Sein Pech war, daß er gerade am richtigen Ort und seine Haut hell genug war, als die Nachkriegsjugend aufwachte; als sie Coca- Cola witterte und nach etwas verlangte, das mehr Sex hatte als Guy Mitchell in seinem weißen Sportjackett (samt rosafarbener Nelke); als sie zugleich noch zu rassistisch und tolpatschig war, um sich auf echten Rhythm and Blues einzulassen.
Ursprünglich war Elvis Country-Sänger. Erst Sam Phillips, der Besitzer der legendären Sun Studios, brachte ihn auf den Rock'n' Roll. (In den Sun Studios hatte Elvis seine ersten Amateuraufnahmen gemacht. Die allererste war, wie sollte es auch anders sein, ein Geburtstagslied für seine Mutter: Unser Elvis war ja schon immer ein kleiner Rebell.) Später animierte ihn sein Manager, der ehemalige Jahrmarktschreier "Colonel" Tom Parker, zu zuckersüßen Balladen, Wegwerffilmen und Las-Vegas-Shows. Elvis tat schön artig alles, was ihm aufgetragen wurde - was die etwas traurige Schlußfolgerung nahelegt, daß ihm die Musik an sich nur wenig bedeutet haben kann außer als Mittel zum Zweck, um sich weiter im Schweinehimmel zu suhlen.
Für den Country-Sänger Elvis sprach einiges. Seine erste Aufnahme bei Sun, "That's All Right Mama", mit dem Bluegrass-Klassiker "Blue Moon of Kentucky" auf der B-Seite, ist eine wahre Freude; man hört darauf, wie seine Stimme jene Töne hinauszieht, die eine fast existentielle Sehnsucht wecken - vergleichbar mit dem Pfeifen eines geheimnisvollen Zuges, der durch die Appalachen rast auf dem Weg zu irgendeiner fernen Hütte im Himmel.
Aber nur mit Rockmusik war Geld zu verdienen, und Geld war der Glitzer, hinter dem Tom Parker her war. Elvis wurde auf Rockstar getrimmt, und Rockstars müssen ewig jung, schlank und schön sein. Country-Sänger dagegen dürfen alt und fett werden, ohne je in Gefahr zu kommen, die Zuneigung ihres Publikums zu verlieren.
Es war Sex, der Elvis groß machte; er war der erste weiße Sänger, der sich nicht so bewegte, als hätte er einen Stock verschluckt. Aber die Vorstellungen von Sex ändern sich; wenn wir uns Bilder von Theda Bara aus den zwanziger oder Mae West aus den dreißiger Jahren ansehen, ist es schwer zu glauben, daß diese beiden mal die begehrtesten weiblichen Kurven ihrer Zeit hatten - und daß Männer auf der ganzen Welt, jung und alt, schlaflose Nächte damit verbrachten, diese Namen in ihre Kopfkissen zu flüstern.
Sex war aber auch Elvis' Untergang. Als er in den Fünfzigern berühmt wurde, erinnerte er einerseits an die jungen, leidgeprüften Schauspieler, die in diesem Jahrzehnt Stars geworden waren - James Dean, Marlon Brando, Montgomery Clift -, andererseits machte er sich aber mit seinem dunklen, etwas schmierigen, schwelenden Schlafzimmerblick auch die gängigere Variante weiblicher Begierde zunutze. Er appellierte auch an die finsteren Gelüste weißer Frauen, sich Scheichs oder Latin Lovers hinzugeben: ein Image, das im Kino von so unterschiedlichen Schauspielern wie Rudolph Valentino und Dean Martin benutzt worden ist. Dank dieser Mischung aus verpaßter Rebellion und raffinierter Verführung wäre es für Elvis schon schwer gewesen, nicht sexy zu wirken - verglichen mit Bill Haley und dessen Schmachtlocke oder Guy Mitchell und dessen weißem Sportjackett (samt der bereits erwähnten rosafarbenen Nelke).
Doch die Sechziger veränderten alles: besonders die Auffassung davon, was sexy war. Plötzlich war "cool" sexy, und "hot" peinlich. Auf einmal fanden es nur noch gelangweilte Matronen aus Valentinos Zeiten aufreizend, wenn Elvis sein Becken wie einen brünstigen Chefsessel kreisen ließ. Dagegen machten die Mädchen der westlichen Welt plötzlich vor Begeisterung kollektiv in die Hose beim Anblick der coolen, sauberen Beatles, wie sie ihre Mädchenfrisuren-Köpfe zusammensteckten und "Oooo!" in ein Mikrofon gurrten. Die Beatles behaupteten zwar, sie wollten einem nur die Hand halten, aber diese Aussicht erschien auf einmal um vieles verlockender als Elvis' Angebot, ihm eine Kette um den Hals zu legen und ihn überall hinzuführen.
Als 1963 die Beatles auftauchten, war Elvis Schnee von gestern; er taugte nur noch für das seelenverschlingende Pailletten-und-Schweiß-Spektakel von Las Vegas. Im übrigen hatte Elvis noch nie einen besonders festen Platz in der populären Musik: Schon ein Jahr vor den Beatles wurde er vom "High School Pop" in den Schatten gestellt, von Idolen, die ebenso sauber und geschlechtslos waren wie die, die er angeblich einige Jahre zuvor beerdigt hatte. Nun brachten genau diese Typen die Mädchen dazu, kreischend um deren College-Abzeichen zu betteln.
Die Sache war, daß Elvis sich anscheinend am wohlsten fühlte, wenn er die Country-Stücke aus seiner Anfangszeit zum besten gab: Wäre er bei seinen Wurzeln, dem Country-Rock, geblieben, hätte er sich vielleicht wie Roy Orbison entwickelt. Dieser hatte zwar auf das große Geld in Las Vegas verzichtet, aber er bewahrte sich den Respekt nicht nur seiner Zeitgenossen und Fans, sondern auch späterer Generationen von Popstars und Zuhörern. Orbisons Comeback in den späten Achtzigern - seine Traveling-Wilburys-Arbeit mit Bob Dylan, George Harrison, Tom Petty und Jeff Lynne sowie das herrliche, erst nach seinem tödlichen Herzinfarkt veröffentlichte Soloalbum mit Titeln wie "You Got It" und "She's A Mystery To Me" - war allem ebenbürtig, was er auf dem ersten Höhepunkt seiner kommerziellen Laufbahn hervorgebracht hatte.
Elvis dagegen hat immer nur Befehle ausgeführt; zumeist die des allgegenwärtigen Tom Parker. Er war ohne jene echte Verbundenheit mit dem Geist des frühen Rock'n'Roll wie Chuck Berry und Jerry Lee Lewis (beide noch am Leben, und beide respektiert, trotz ihrer vielen Abstürze und Skandale mit Minderjährigen). Elvis wehte es immer dorthin, wo der launenhafte Finger der Mode gerade hinzeigte. Tränenreiche Balladen, eines Johnny Ray würdig ("Crying in the Chapel" - uah!), klebrige, zähe, armselige Auskoppelungen aus zweitklassigen Möchtegern-Reisefilmen ("Viva Las Vegas", "Rock A Hula Baby") und Singles, die man nur als Ramschplatten bezeichnen kann ("Wooden Heart"). Überhaupt klingen unheimlich viele von Elvis' "Klassikern" - "Heartbreak Hotel", "Teddy Bear", "Don't Be Cruel", "Jailhouse Rock" - heute wie Ramsch, wegen seines merkwürdigen und unsinnigen Schluckaufstils und der absurden Texte. "Findest du keinen Partner, dann nimm einfach einen Holzstuhl" - also wirklich!
Vor ein paar Jahren stellte die US-Post zwei verschiedene Entwürfe für eine Elvis-Briefmarke vor - eine mit dem jugendlichen, schönen und eine mit dem alten, aufgedunsenen Elvis - und forderte die amerikanische Öffentlichkeit auf, über die Motive abzustimmen. Das war ziemlich amüsant. Tatsächlich aber hat der "häßliche", von Parker gedemütigte und vom Rockstar-Dasein desillusionierte Elvis viel bessere Platten gemacht als der "schöne", von sich selbst berauschte Elvis (der produzierte Schwachsinn wie "Wooden Heart").
Erst von Ende der sechziger Jahre an fand er zu seinen Country-Wurzeln zurück, und plötzlich gelangen Elvis wieder Werke, die wirklich was wert waren - "Suspicious Minds", "Burning Love", "In the Ghetto".
Presley war nicht schlau; anders als bei Marilyn wird man kaum jemals das snobistische Vergnügen haben, ein Foto zu entdecken, auf dem unser Held den "Ulysses" liest. Trotzdem schien er doch dumpf zu ahnen, daß er auf seiner Jagd nach Rockstar-Ruhm etwas eingebüßt hatte. Während seines Comeback-Konzertes 1968 - sein erster Live-Auftritt nach acht Jahren, der sofort im Fernsehen gezeigt wurde - sitzt er mit seiner Gitarre in einem Kreis von sehr gewöhnlichen Fans, und sein Gesicht ist völlig verzerrt von der Mühe, seine Botschaft zu verkünden:
Ich möchte ein bißchen über die Musik reden ... es hat in den letzten zehn oder zwölf Jahren große Veränderungen auf dem Gebiet der Musik gegeben. Ich glaube, es ist alles besser geworden, der Sound ist besser geworden, und die Musiker sind besser geworden ... Ich mag viele der neuen Gruppen, die Beatles und die Byrds ... Ich mag etliches von der neuen Musik ... aber sie ist im Grunde genommen, Rock'n'Roll ist im Grunde genommen, unsere Musik ist im Grunde genommen Gospelmusik oder Rhythm and Blues ... sie kommt daher, hat etwas hinzugefügt, Instrumente hinzugefügt, mit ihr experimentiert ...
An dieser Stelle gibt er seinen Erklärungsversuch auf und stimmt einen herzzerreißenden Bluesklassiker an: "Sometimes I Feel Like A Motherless Child".
Und das war er wirklich. Elvis hat sich seiner Mutter - dem Blues - und seinem Vater - der Country-music - widersetzt, um das moderne Showbusiness zu gründen. Das ist ungefähr so, als würde man sich dem Einfluß von Billie Holliday und Hank Williams entziehen, um Liberace auszubrüten. Hatte die Welt das denn wirklich so dringend nötig?
Aber das Traurigste an Elvis ist, daß er für andere viele Freiheiten verkörperte, die er persönlich nie gelebt hat. Er verkörperte die Jugend - und verhöhnte "Langhaarige" wie die Beatles. Er verkörperte Sex - dabei hatte er eine so krankhafte Angst vor den weiblichen Genitalien, daß er mit keiner Frau schlafen konnte, die bereits ein Kind geboren hatte, einschließlich seiner eigenen orchideenhaften Frau. Er verkörperte "Negermusik" - und war selbst ein so entschiedener Verfechter der weißen Vorherrschaft, daß sogar seine Gospelbegleitung, die Jordanaires, Weiße waren. Mehr als alles andere verkörperte er das Ende der Heuchelei - aber wer wird jemals das Bild von Elvis im Weißen Haus vergessen, wie er sich völlig zugedröhnt Richard Nixon als Drogenfahnder andient?
Im Grunde genommen war Elvis' Problem, daß er zu viel für andere Leute darstellte und zu wenig für sich selbst behielt. Großzügigkeit war immer eine der wenigen angenehmen Charakterzüge des Kings, angefangen beim Jungen aus Tupelo, der all sein Spielzeug verschenkte, bis zum Millionär in Memphis, der gegen Ende seines Lebens seine Villa nur noch verließ, um auf gewaltige, wahllose Einkaufsbummel zu gehen, bei denen er unbekannten Passanten Cadillacs schenkte. Weniger Erfolg hätte aus ihm vielleicht einen besseren Künstler gemacht, ganz bestimmt aber einen glücklicheren Menschen.
20 Jahre nach seinem Tod gehört sein Status als "King of the Internet" zu den traurigen Aspekten seines Nachruhms. Mehr als hundert Web-Seiten sind ihm gewidmet. Einst war er das Sinnbild dafür, das Kühnste, Hellste und Hedonistischste in der westlichen Jugend zu befreien; heute trägt er dazu bei, daß sie von Todessehnsucht, Klatsch und Schund besessen ist. Abgesehen von Albernheiten wie "Elvis Presley verwandelt sich auf dem Morph-Schaubild in Elvis Costello" beschäftigen sich übermäßig viele Seiten mit Elvis-Erscheinungen - viele der Untertanen des Kings wollen einfach nicht glauben, daß er wirklich tot ist.
Natürlich ist er das letztendlich auch nicht; genausowenig wie Marilyn Monroe, James Dean, Jim Morrison oder irgendein anderer von den großen amerikanischen Erfolgsmenschen, die im Tausch für ein kurzes, unglückliches Leben ein Vermächtnis hinterlassen haben, das viel länger andauern wird als irgendein popeliges Leben. Das Beste an Elvis - seine frühe und späte Musik - lebt immer noch; das Schlechteste wird eines Tages vergessen sein. Der King ist tot; es lebe der King.
.......................................................
Eine Auswahl der wichtigsten neuen Elvis-Editionen (alle bei BMG Ariola):
"Platinum - A Life In Music": 4-CD-Box mit 77 unveröffentlichten Aufnahmen (63 67469 2).
"Elvis' Golden Records", Vol. 1-5, auf CD (63 67462 2/63 67463 2/ 63 67464 2/63 67465 2/63 67466 2).
"An Afternoon In The Garden": Live-CD vom New Yorker Konzert am 10.6.1972 (63 67457 2).
Von Julie Burchill

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07 Juli 2019 00:53 #922215 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Spiegel-Kultur, Artikel 1997
Aus versehen abgeschickt, ohne den Titel ausgeschrieben zu haben. Es sollte heißen "Spiegel-Kultur, Artikel 1997"

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07 Juli 2019 01:06 #922216 von Earth Boy
Earth Boy antwortete auf Spiegel-Kultur, Artikel 1997
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07 Juli 2019 03:59 #922217 von Whitehaven
Whitehaven antwortete auf Spiegel-Kultur, Artikel 1997
Sehr guter Artikel!:up:

Aber irgendwo habe ich mal vor nicht all zu langer Zeit folgendes gelesen.
Zitat:
Ganz ehrlich: dieses Reinkopieren von ellenlangen Texten ist ziemlich ermüdend. Wenn man mal einen Abschnitt zitiert - okay!
... Zitatende

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07 Juli 2019 08:58 #922218 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Spiegel-Kultur, Artikel 1997

Whitehaven schrieb: Sehr guter Artikel!:up:


Dein Ernst?
Abgesehen von einigen Fehlern bezüglich der Fakten, wird hier ein Weltstar und Künstler - und gleichzeitig seine hunderttausende Fans - schlichtweg beleidigt.
Sicherlich kann man die Dinge, die über Elvis bekannt sind, für eine solche Darstellung nutzen. Das funktioniert, indem man alles von der 2.Seite her betrachtet, wenn man mit seiner Musik nichts anfangen kann, wenn er einen persönlich nicht erreicht, wenn man ihm seinen Erfolg missgönnt, wenn man sich als Hobby-Psychologe darstellt weil man Alanna Nash gelesen hat, wenn man ganze Heerscharen von Fans für dumme Schafe hält und sich selbst für etwas Besseres.
Irgendjemand sagte neulich: "Der Spiegel ist die Bildzeitung für Leute, die lieber ganze Sätze lesen."

Ich musste ein paar mal schlucken, weil die Schreiberin es geschafft hat, den ganzen Mann zu demontieren, und das mit nur einigen Sachfehlern im Text. Respekt!


Aber irgendwo habe ich mal vor nicht all zu langer Zeit folgendes gelesen.
Zitat:
Ganz ehrlich: dieses Reinkopieren von ellenlangen Texten ist ziemlich ermüdend. Wenn man mal einen Abschnitt zitiert - okay!
... Zitatende



Anderer Zusammenhang. Hier ist der Text das Eingangsposting und dient nicht der Argumentation eines Einzelnen in einer laufenden Diskussion. Ich glaube, der Unterschied ist deutlich.

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07 Juli 2019 11:07 #922220 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Spiegel Art
Ich möchte mal diesen Abschnitt näher betrachten:


Elvis war nämlich nie sonderlich schlau. Er war in gewisser Weise eine Sphinx ohne Rätsel, ohne jeden Ehrgeiz, ohne Antrieb und ohne die emotionale Komplexität, die normalerweise das Schicksal eines Megastars ist, von Marilyn Monroe bis Michael Jackson.


Sie spricht ihm eine emotionale Komplexität ab und verbindet das gleichzeitig mit Schläue. Wo ist der Zusammenhang? Können nur kluge Menschen emotional vielschichtig sein? Abgesehen davon kann sie wohl kaum beurteilen, ob Elvis schlau war.
Zeugt es von Klugheit, emotional so drauf zu sein wie ein Michael Jackson?
Absurde Ansicht.

Ohne Ehrgeiz und ohne Antrieb: sie weiß wohl nicht, dass er tausende Kilometer mit dem Auto durch die Südstaaten gefahren ist, nur um in einem einzigen Jahr über 300 mal aufzutreten.
Sie weiß wohl auch nicht, dass er im Studio zum großen Teil gearbeitet hat, wie ein Besessener. Und sie weiß anscheinend nicht, dass sein stärkster Antrieb war, nie wieder in Armut leben zu müssen. Ja, auch um für sich und seine Familie Sicherheit zu schaffen. Ist das verwerflich? Sie kann sich anscheinend nicht vorstellen, was es bedeutet, in Mülltonnen zu wühlen.

Er hatte zufällig zur Musik gefunden


Nein.


...und er tat alles, was ihm sein Manager sagte.


Mag sein. Aber das kann bis heute niemand so genau beurteilen.

Die Musik, die er machte, war ihm im Grunde genommen egal.


Spekulation. Nur weil er alles singen konnte, und dadurch sehr flexibel war, kann man nicht gleich von Gleichgültigkeit sprechen.
Wobei Elvis bei einigen Vorträgen seine punktuelle Gleichgültigkeit nicht verbergen kann. Das kam aber nicht sehr häufig vor, und ist bei der Masse an Aufnahmen nicht verwunderlich. Hätten andere Künstler so viele Songs aufgenommen, wären da vielleicht auch mehr schlampige Aufnahmen dabei.

So egal, daß die kleinste Unterbrechung seiner Karriere - wie etwa die paar Monate in der Armee - ausreichten, um die zerbrechliche Blüte kaputtzumachen, als die sich Presleys Talent erwies.


Paar Monate...
Ich käme nie auf die Idee, sein Talent als zerbrechliche Blüte zu bezeichnen - und schon gar nicht darauf, dass dieses Talent nach der Army kaputt war. Da hat sie wohl das John-Lennon-Zitat falsch interpretiert.

Es ist doch komisch, daß die Army das Talent von James Stewart, Oliver Stone und zahlreichen anderen Künstlern, die ebenfalls Dienst schoben bei den amerikanischen Streitkräften, nicht ruinierte - und die haben richtig gekämpft und sind nicht den ganzen Tag lang bloß auf Wache herumstolziert.


Schlecht recherchiert.

Nein, was Elvis ruiniert hat, war der Rock'n'Roll. Sein Pech war, daß er gerade am richtigen Ort und seine Haut hell genug war,


Pech? Soll das heißen, er wäre besser Lastwagenfahrer geblieben?


.....als die Nachkriegsjugend aufwachte; als sie Coca- Cola witterte und nach etwas verlangte, das mehr Sex hatte als Guy Mitchell in seinem weißen Sportjackett (samt rosafarbener Nelke); als sie zugleich noch zu rassistisch und tolpatschig war, um sich auf echten Rhythm and Blues einzulassen.


D.h. er hatte nur eine Chance, weil die Welt noch von Neandertalern bevölkert wurde, oder?

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07 Juli 2019 11:53 - 07 Juli 2019 11:55 #922222 von Earth Boy
Earth Boy antwortete auf Spiegel Art
Ich habe dem Artikel nur sehr kurz überflogen, aber wenn man den Namen der Autorin googelt, wird man im Überfluss fündig. Kurz gefasst: sie scheint davon zu leben, heilige Kühe zu schlachten.

Über Lennons Tod soll sie gemäß Wikipedia geschrieben haben:

""I don't remember where I was but I was really pleased he was dead, as he was a wife-beater, gay-basher, anti-Semite and all-round bully-boy""
Letzte Änderung: 07 Juli 2019 11:55 von Earth Boy.

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07 Juli 2019 13:40 - 07 Juli 2019 14:12 #922223 von Earth Boy
Earth Boy antwortete auf Spiegel Art

Honeybee schrieb: So egal, daß die kleinste Unterbrechung seiner Karriere - wie etwa die paar Monate in der Armee - ausreichten, um die zerbrechliche Blüte kaputtzumachen, als die sich Presleys Talent erwies.

Paar Monate...
Ich käme nie auf die Idee, sein Talent als zerbrechliche Blüte zu bezeichnen - und schon gar nicht darauf, dass dieses Talent nach der Army kaputt war. Da hat sie wohl das John-Lennon-Zitat falsch interpretiert.


Sie gibt hier im Grund nur wieder, was unter seriösen Musik-Journalisten bis in die 90er Jahr hinein die weit verbreitete Meinung war - vielleicht auch ausgelöst durch Lennons Zitat.

Erst Mitte der 90er Jahre hat hier ein für den Leser spürbares Umdenken in der Musik-Presse stattgefunden. Plötzlich erhielten auch Alben wie How great thou art und ich meine sogar Pot Luck eine Würdigung. Davor hieß es immer nur, dass er zur Army ging danach bis zum Comeback 68 / 69 nur Scheiß-Filme gemacht hat und nach 69 wurder er fett und starb. So war lange Zeit die Lesart, der man als Fan ausgesetzt war und die von Leuten, die sich nur schnell über Elvis informieren wollten, aufgegriffen wurde.
Letzte Änderung: 07 Juli 2019 14:12 von Earth Boy.

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07 Juli 2019 14:04 #922224 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Spiegel Art

Earth Boy schrieb:
Sie gibt hier im Grund nur wieder, was unter seriösen Musik-Journalisten bis in die 90er Jahr hinein die weit verbreitete Meinung war - vielleicht auch ausgelöst durch Lennons Zitat.

Erst Mitte der 90er Jahre hat hier ein für den Leser spürbares Umdenken in der Musik-Presse stattgefunden. Plötzlich erhielten auch Alben wie How great thou art und ich meine sogar Pot Luck eine Würdigung. Davor hieß es immer nur, dass er zur Army ging danach bis zum Comeback 68 / 69 nur Scheiß-Filme gemacht hat und nach 69 wurder er fett und starb. So war lange Zeit die Lesart der man als Fan ausgesetzt war und die von Leuten, die sich nur schnell über Elvis informieren wollten, aufgegriffen wurde.


Oh, echt? Das wusste ich nicht! So schlecht kam er daher all die Jahre?

Dann kann ich die ablehnende Haltung vieler Fans gegenüber Geschriebenem ja glatt nachvollziehen. Ist ja schlimm wenn du mit Herz und Seele Fan bist, und alle "Kenner" sagen dir, dass du einem oberflächlichen Hampelmann hinterher hechelst, der einfach nur Glück hatte und dabei eigentlich nichts konnte.
Armer Elvis.
Aber zum Glück scheint sich das Andenken an ihn ja gewendet zu haben. Wahrscheinlich dank der Fans, die sich nicht haben beirren lassen.
Heute findest du im Netz fast keine negativen Darstellungen mehr. Er ist vom Gesamtbild her der King. Für mich zurecht.

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07 Juli 2019 14:33 #922225 von Whitehaven
Whitehaven antwortete auf Spiegel-Kultur, Artikel 1997

Honeybee schrieb: Dein Ernst?


Nein Klaus!
War ironisch gemeint!
Denn einer Kokain konsumierenden, militanten Feministin, kann ich je nichts abgewinnen.
Sorry!
Hatte vergessen, es deutlicher als Ironie zu kennzeichnen.

Honeybee schrieb: Irgendjemand sagte neulich: "Der Spiegel ist die Bildzeitung für Leute, die lieber ganze Sätze lesen."


Kann ich nicht beurteilen, da ich kein Spiegelleser bin. Das können wohl offensichtlich andere besser beurteilen.

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