Entgangene Konzertmitschnitte

Colonel schrieb: ..1974 in Memphis fährt man 100.000 Equipment auf.ll

Keine Ahnung ob die Summe stimmt, du erwähnst das oft und das mag so sein. Man wird dieses Equipment allerdings nicht ausschließlich für dieses Event angeschafft und dann verschrottet haben. Insofern ist es Blödsinn anzunehmen, dass RCA hier Unsummen in die Aufnahme investiert hätte wie du es stets implizierst. Deine Argumentation, wenn die schon solche Summen für die Aufnahme raushauen, dann können die es auch gleich filmen, erschließt sich mir ohnehin nicht, geht aber aufgrund dessen, falls ich dich nicht missverstanden habe, von falschen Grundlagen aus.

Noch ein Gedanke zu den Konzertfilmen:

In den 70'ern gab es, anders als in späteren Jahrzehnten, zwei Möglichkeiten derartige Aufnahmen zu vermarkten:

1) Fernsehen,
2) Kino.

1974 (um mal bei dem geforderten Memphis Film zu bleiben) lag Aloha gerade mal ein Jahr zurück. Zudem war das eine technisch beeindruckende, medial gut zu vermarktende Pionierleistung gewesen. Hätte man da ein Jahr später wirklich viel gerissen mit einem Mitschnitt aus Elvis Heimatstadt? Hätte das nicht wie ein Rückschritt gewirkt? Und wäre das nicht ohnehin ein wenig Elvis-Overkill gewesen für den durchschnittlichen TV-Zuschauer? Das hätte schnell nach hinten losgehen können denke ich.

Und im Kino? Es gab bereits zwei Dokumentation wie wir alle wissen. Hätte es 1974 einen Markt für einen weiteren Konzertfilm gegeben? Zumal es Elvis-Live erst kurz zuvor frei Haus im TV gegeben hatte? Sooooo unfassbar erfolgreich waren die beiden Konzert-Streifen ja nun auch nicht, und wie groß wäre der Unterschied zu On Tour gewesen? Welchen Mehrwert hätte so ein Film für den Zuschauer gehabt? Eine großartige Weiterentwicklung von Performance oder Show hatte ja nicht unbedingt stattgefunden.

Das soll jetzt nicht negativ verstanden werden bitte, ich fände es toll, Memphis 74 als Film daheim im Regal zu haben, aber als Verantwortlicher im Jahr 1974 wäre mir auch keine Rechtfertigung eingefallen das Konzert professionell filmen zu lassen.

Vielleicht sollte man bei den ganzen Wunschkonzerten (welche ich auch gern alle im Schrank hätte) mal in Betracht ziehen, ab wann es denn "in Mode" kam, komplette Konzerte aufzunehmen, um sie dann - nicht mehr komplett - im TV bzw. Kino oder "nur" auf Vinyl zuverwenden.

Das würde vielleicht erklären, warum es das eine oder andere Konzert nicht auf ein Medium geschafft hat.

Atomic Powered Poster schrieb: Die Eröffnungsshow 69 war doch eh tierischer Druck., wäre es tatsächlich hilfreich gewesen die auch noch zu filmen? Zudem bezweifle ich mal ganz frech, dass die so großartig anders gewesen sein wird als spätere Shows, nur etwas unrunder und nervöser vermutlich.

Und die On Tour Shows sind mMn besser als die Shows im MSG, weniger gehetzt. Zudem finde ich jetzt auch nicht, dass die Kulisse dort sich von der in z.B. Hampton Roads großartig unterscheiden würde. Zwei im Inneren ziemlich unspektakuläre Mehrzweckhallen. Wo soll da der Mehrwert sein? Doxh allenfalls der Name der Halle, oder?

Versteh mich nicht falsch, klar wäre es im Nachhinein cool gewesen, wenn im Archiv Konzertfilme bis zum Abwinken lägen, aber wie wir schon häufiger diskutiert haben, so etwas kostet einen Haufen Geld. Niemand produziert so etwas nur für die Halde.

Zu 69:
Also die Show vom 3.August 69 hört sich schon völlig anders an als die 3 Wochen später von RCA mitgeschnittenen Shows die viel routinierter daher kommen. Ähnlich war es bei den On Tour Sachen, wie Guralnik treffend formulierte, da war das anfängliche Feuer der Tour bereits verflogen.

Zu Memphis 74
Nein das 100.000 Euro teure Aufnahme Equipment war n u r geliehen, man wollte damit ausdrucksstark sein Homecomming und die Fanreaktionen dokumentieren und der ganze Saal soll damit total aufwendig verkabelt und mit Dutzenden Mikros ausgestattet worden sein, und da nimmt man nicht gleich die zuvorige unter "Hello Memphis"erschienene Show mit auf? Strange....

Ich kenne den Soundboard vom 03. So groß ist der Unterschied zu dem was wir auf der VLV 2CD als Profiaufnahme haben wirklich nicht. Es ist ausserdem normal nicht die ersten Shows aufzunehmen, man wartet immer bis sich die Fehler verflüchtigt haben.

Zu 74. Mag sein, aber spricht alles nicht für einen Film. Man könnte sich eher wundern, dass man es für eine gute Idee hielt schon wieder ein Livealbum zu veröffentlichen.

Atomic Powered Poster schrieb: Man könnte sich eher wundern, dass man es für eine gute Idee hielt schon wieder ein Livealbum zu veröffentlichen.

Naja die Elvis Live Alben 69,70,72 und 73 verkauften sich allesamt gut ... so machte man 74 weiter damit und da er da erstmals nach fast 20 Jahren wieder zuhause spielte ...
I c h bin dankbar ist mein Lieblingsalbum seit dem ersten Hören in den 70s

Schon, aber dass eine gewisse Übersättigt einsetzen könnte, zumal ein Konzert in Memphis, anders als eine erstmalige Satelliten-Show, nicht so wahnsinnig viele Leute interressant finden dürften, das war ja durchaus nicht komplett unwahrscheinlich. Es wäre nach der Flut an Liveaufnahmen durchaus normal gewesen, hätte man das Thema Elvis-Live eine Weile ruhen lassen.

Ich denke ein Livealbum aus seiner Heimatstadt ist ein "must". Übesättigt in Summe sehe ich ähnlich, da auf Studioalben auch Livesongs enthalten waren. Es ist aber leicht erklärbar: sein Studiooutput wurde immer geringer. Das Moody blue Album wurde auch mit Live songs gefüllt. "Let me be there" wurde gar nochmal verwertet.

In Sachen Elvis wurde stets der Markt geflutet:
Erst mit Singles, dann mit Soundtracks, dann mit Live - und Camden Alben, nach 77 mit Best Ofs...
Dann die FTDs, die RPO Alben, jetzt 2018 geht's weiter mit Kirmesmusik-Remakes : - )

Stichwort Übersättigung: Ja, vielleicht. Andererseits: Wie angesagt war Elvis Mitte der 70er? Wie groß die Fanbase? Wenn ich mir heute anschaue, dass gefühlt (oder sogar real?) jedes Jahr ein Helene-Fischer-(Weihnachts-)Konzert gezeigt wird - warum wäre sowas nicht auch mit Elvis möglich gewesen? In Deutschland war es in den 70ern/80ern und Anfang der 90er üblich, dass jedes Jahr um die Weihnachtszeit herum eine große Peter-Alexander-Show im Fernsehen lief. Das war ein Highlight, auf das die Leute sich gefreut haben. Mega angesagt wir der Peter wahrscheinlich auch nicht gewesen sein. Also: Möglich wäre sowas mit Elvis sicherlich schon gewesen.

Aber andererseits: Wenn man sich anschaut, wie dröge, schlaftablettig und gebremst Elvis auf Hawaii agierte, vielleicht gehemmt vor lauter Nervosität mit dem Gedanken der Live-Ausstrahlung. Vielleicht wäre dann das Memphis-Konzert auch nicht so cool geworden, wie es geworden ist.