file Die frühen Auftritte

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22 Juli 2020 10:25 #938478 von Honeybee
Die frühen Auftritte wurde erstellt von Honeybee
Immer wieder geht mir das Thema "Elvis' frühe Performances" durch den Kopf. Wenn man Augenzeugen-Berichte liest, Fotos durchstöbert, taucht der wütende, rebellische Elvis regelmäßig auf. Die Rebellion gehört zum Rock’n’Roll. Bestimmt auch eine innere Wut, die man zeigen darf und muss.

Aber woher nahm Elvis diese Wut? Man weiß ja inzwischen hinlänglich, dass er nicht wirklich zornig war, dass er nicht gehadert hat. Er war stur und schnell eingeschnappt. Das würde ich jedoch als alterstypisch einordnen.

War er vielleicht doch ein guter Schauspieler? Glaubt ihr, dass er 55/56 schon so professionell und zielführend agiert hat? Oder war er innerlich doch wütend, und hat geschafft es abseits der Bühne zu verbergen...


(Jetzt erwarte ich etwas von meinem lieben APP als alten 50er-Elvis-Fan :alki:

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22 Juli 2020 10:47 #938479 von DumbAngel
DumbAngel antwortete auf Die frühen Auftritte
Von Wut kann ich bei Elvis beim besten Willen nichts erkennen. Ein bisschen mürrisch vielleicht. Aber Wut? :gruebel: Er hat sein Image auf Rollen wie die Marlon Brando's in "The wild one" aufgebaut. Vielleicht kommt von da der Eindruck, dass er - Elvis - eine wütende Seite hat? Aber wirklich nach aussen hin hat er selbst das doch nicht portraitiert.

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22 Juli 2020 10:57 #938480 von Atomic Powered Poster
Atomic Powered Poster antwortete auf Die frühen Auftritte
Aggressivität im Sinne von "ich bin tierisch angepisst", also eine Wut wie sie etwa auf einem N.W.A.-Album zu hören ist, die kann ich bei Elvis zu keinem Zeitpunkt ausmachen. Es ist eher so, dass ich da vor allem eine für junge Männer (ich kann mich da auch selbst noch dunkel erinnern) nicht unübliche überbordende Energie, gepaart mit einer latenten Frustration über die (damals sicherlich starken) Zwänge - möglicherweise von Elvis auch unreflektiert - und schierer Freude/Bock höre. Dieses Gefühl, dass man auch auf anderen Rock/Punk/Rap Alben hören kann, die von jungen Männern gemacht wurden - ein Gefühl von Unsterblichkeit, davon, dass noch alles möglich ist, es keine Grenzen zu geben scheint. Das ist etwas, dass zwangsläufig verloren geht mit der Zeit, auch bei Elvis war es nur einen kurzen Moment da.

Was die Reaktion auf seine Auftritte anbelangt erklärt sich das mMn eben wirklich einfach durch den damaligen Zeitgeist. Man sieht ja auch an den Filmen aus den frühen/mittleren 50'ern (immer ein interessanter Spiegel der Gesellschaft), dass man zu diesem Zeitpunkt (verglichen etwa mit den 20'ern, frühen 30'ern) knietief im Sumpf der Muffigkeit versunken war. Da war ja jede authentische Gefühlsregung eine Rebellion. Und ich glaube keinesfalls, dass Elvis das gespielt hat. Dass er Balladen mochte, alle Arten von Schmalz, Gospel etc. bedeutet ja nicht, dass er (zumindest damals) keinen Rock'n'Roll mochte. Zudem macht es auch Bock Musik zu spielen, die man nicht gerne hört, wenn sie denn gut gespielt wird. Und sich bei aggressiver Musik auszutoben macht mit 21 sowieso Spaß, auch dann, wenn man das Zeug daheim vielleicht nicht allzu häufig hören mag.

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22 Juli 2020 11:10 #938483 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Die frühen Auftritte
Hier eine absolut faszinierende Beschreibung:

30.6.56, Richmond

Nachdem der Zauberkünstler seine Tricks vorgeführt hatte, schlossen sich die Vorhänge. Der Applaus ebbte ab und die Rufe "Wo ist Elvis?" wurden schnell zu einem Chor. Die Comedians gaben ihre Routinevorstellung während Scotty, DJ und Bill ihre Instrumente hinter dem Vorhang aufbauten.
Das Licht wurde gedämpft. Ein Spot erstrahlte und Elvis hetzte angetrieben auf die Bühne. Es war eine Explosion: Kreischen, Schreien, Pfeifen, springende Mädchen, wogend Richtung Bühne.

Nachdem die erste Show vorüber war, brachte ihm jemand eine Pepsi; und sobald er im "Jetzt" angekommen war, trieb ihn seine Energie zurück auf die Bühne wo er begann, Schlagzeug zu spielen.
Ein Reporter mit Brille und Fliege setzte sich zu ihm und stellte Fragen. Während er sich die Antworten notierte, fummelte Elvis mit den Drumsticks herum, schlug sie sich auf die Hände, setzte sie ab, hob sie wieder an und trommelte gegen sein Kinn.
Seine Ringe glitzerten als er vorsichtig auf die Snares schlug, bedacht darauf, dass die Pepsiflasche nicht umfiel, die er auf dem Schlagzeug abgestellt hatte.
"Ich kann nicht spielen", sagte er in seinem gedehnten Südstaaten-Tonfall, "Ich habe es mal im ROTC in der Highschool probiert."


In dem leeren Mosque Theater wurden die Vorhänge hochgezogen und Elvis sprang in den Orchestergraben. Er setzte sich ans Klavier und spielte ein wenig Boogie und Dragner's Dum-De-Dum-Dum. Die jungen Platzanweiser und zwei Mädchen eilten in die erste Reihe.
"Hey Ladies", sagte er grinsend. Sie versicherten ihm, dass sie ihn nicht stören würden.
"So schlimm ist es nicht. Ich mag das", sagte er und deutete zur Decke: "Von mir aus können ihr bis zu den Lampen springen, es ist okay für mich."
Er unterhielt sich noch für 10 Minuten mit ihnen, dann wurde das Publikum eingelassen.

Elvis kletterte zurück auf die Bühne und die Vorhänge senkten sich. Seine weiße Krawatte baumelte lose und sein Hemd war pitschnass. Er ging zur Garderobe.

Elvis' Auftritte an diesem Tag brachten das Publikum zur Raserei. Schreie erfüllten das Mosque Theater. Elvis wand sich, Elvis sang, Elvis taumelte vor und zurück. Heartbreak Hotel, Blue Suede Shoes, Long Tall Sally wurden zu einer fantastischen Kakophonie aus Jammern, Kreischen und Schreien.
Drehend, bebend und keuchend wand er sich über die Bühne und schleppte das Mikrofon mit. Er sang:
"Hi want you! Hi need you! Hi luh-huh-huv yew-hew!"
Sein lauter intensiver Bariton erhob sich über den ohrenbetäubenden Rock’n’Roll-Beat. Er schwankte, stelzte und zuckte mit den Fingern auf Voodoo-Art. Sein Haar hing vor seinen Augen. Sein Gesicht verzog sich qualvoll. Er hörte auf auf seinem Kaugummi zu kauen. Er hing - ja, er lag beinahe - vor dem Mikrofon, als ein Mädchen mit ihrer Kamera zum Orchestergraben lief. Das Blitzlicht explodierte wie ein gigantischer Schwarm Glühwürmchen.

Als alles vorüber war standen drei junge Mädchen an einem Seitenausgang. Offensichtlich waren sie emotional am Ende. Glücklich plapperten sie - während ihnen die Tränen über die Gesichter liefen.

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22 Juli 2020 11:15 #938484 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Die frühen Auftritte

DumbAngel schrieb: Von Wut kann ich bei Elvis beim besten Willen nichts erkennen. Ein bisschen mürrisch vielleicht. Aber Wut? :gruebel: Er hat sein Image auf Rollen wie die Marlon Brando's in "The wild one" aufgebaut. Vielleicht kommt von da der Eindruck, dass er - Elvis - eine wütende Seite hat? Aber wirklich nach aussen hin hat er selbst das doch nicht portraitiert.


Ich sehe das auch nicht. Man liest es halt immer wieder.
Allerdings gibt es einige Fotos, wo er einen regelrecht bösen Gesichtsausdruck hat, während der Performance.

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22 Juli 2020 12:40 #938486 von DumbAngel
DumbAngel antwortete auf Die frühen Auftritte

Honeybee schrieb:

DumbAngel schrieb: Von Wut kann ich bei Elvis beim besten Willen nichts erkennen. Ein bisschen mürrisch vielleicht. Aber Wut? :gruebel: Er hat sein Image auf Rollen wie die Marlon Brando's in "The wild one" aufgebaut. Vielleicht kommt von da der Eindruck, dass er - Elvis - eine wütende Seite hat? Aber wirklich nach aussen hin hat er selbst das doch nicht portraitiert.


Ich sehe das auch nicht. Man liest es halt immer wieder.
Allerdings gibt es einige Fotos, wo er einen regelrecht bösen Gesichtsausdruck hat, während der Performance.



Na gut, das wird die Anstrengung sein. Ist nicht leicht, solche Lieder zu singen und dabei noch rumzuwackeln ;)
Aber klar, er hat sein Image gepflegt, indem er auch auf Fotos eher auf James Dean gemacht hat, also selten lächeln, eher den mürrischen Typen geben.
Stimme APP auch zu. Mehr als Wut, dürfte es wohl angestaute Energie gewesen sein, die sich da abgeladen hat.



Danke für den bericht! Ja, da gibt es ein paar tolle zeitgenössische Artikel zu Elvis. Im FECC hat jemand eine Menge davon gepostet. Ich wünschte, es würde mal jemand einen Band herausbringen, der die besten solcher Artikel aus den 50ern sammelt. Sowohl Konzertberichte als auch gesellschaftliche Berichte und Interviews etc. mit Elvis; kann man ja auch aufteilen.

Hier noch zu Richmond:
www.scottymoore.net/richmond.html
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22 Juli 2020 12:52 #938487 von Atomic Powered Poster
Atomic Powered Poster antwortete auf Die frühen Auftritte
Ein Buch mit derartigen Berichten wäre (mir) zu langweilig. Es gibt ja etliche davon in den FTD-Büchern, aber auch im Netz, und die die ich kenne ähneln sich halt sehr. So in Kombination mit den entsprechenden Bildern ist das mal ein nettes Zeitdokument, aber für sich genommen und als Sammlung würde das sehr schnell sehr öde.

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22 Juli 2020 15:55 #938491 von Moreno
Moreno antwortete auf Die frühen Auftritte
Also wirklich Wut oder Zorn, so denke ich, hatte Elvis mit Sicherheit nicht bzw. wollte dies nicht über seine Auftritte transportieren.

Seine Auftritte waren wild, mit viel Action, er war ohne Zweifel sehr fokussiert auf das was er auf der Bühne tat. Man kennt ja die Bilder des verschwitzten, strapazierten Elvis hinter der Bühne nach einem Auftritt.

Und ein angestrengter Gesichtsausdruck kann schnell wie ein wütender Gesichtsausdruck wirken. Die wenigen Filmaufnahmen die wir abseits der TV-Shows aus dieser Zeit kennen belegen dies zwar nicht wirklich gut aber auf Bildern ist das sehr gut zu erkennen.

Ich empfinde es auch immer als etwas unpassend wenn Elvis als der grosse Rebell oder der wilde Rocker dargestellt wird. Der coole, böse Blick entsprach dem Zeitgeist, viele andere Sänger und Schauspieler liessen sich dementsprechend ablichten. Selbst Tony Curtis konnte grimmig schauen. Wie ja schon von DumbAngel erwähnt (Marlon Brando). Und Steve McQueen hat diesen Blick dann später perfektioniert.

Dass Wut in die Musik bzw. Bühnenshow mit einfliesst ist meines Erachtens erst in den 60er Jahren der Fall gewesen, spontan fallen mit hierzu The Who und später dann Iggy & The Stooges ein. Da ging es dann gegen die Gesellschaft, gegen das Establishment.

Ich kann mir nicht vorstellen dass Elvis solche Ansatzpunkte hatte, vielmehr hatte er absoluten Spass beim Performen und war auf der Bühne zu 100% dabei.

Es ist schade dass aus dieser Zeit so wenig Film- und Tondokumente zu den Live-Auftritten vorhanden sind. Das wäre ein enorm spannendes Thema. Auch wenn der Sound schlecht ist, ich höre mir die Live-Aufnahmen von 1956 wirklich sehr, sehr gerne an weil die Energie einfach so ungeschliffen und brachial ist. Da kommt enorm viel rüber wenn man sich darauf einlässt, es macht absolut Spass.

Die Auftritte in den TV-Shows hingegen finde ich weniger spannend, Elvis wirkt da eher befangen und etwas zurückhaltend.

Wobei...."Don't Be Cruel" aus der letzten Sullivan-Show ist schon ein echter Hammer.
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22 Juli 2020 22:07 #938496 von Honeybee
Honeybee antwortete auf Die frühen Auftritte
Ich würde so einiges hergeben für Filmmaterial aus den ersten Jahren. Es ist wirklich traurig, dass wir nichts haben! Es bleibt uns nur die Fantasie - beflügelt durch solche Berichte. Ich würde eine solche Sammlung mit Sicherheit kaufen. Richtig gut wird es, wenn passende Fotos dazu kommen.
Von Richmond haben wir ja einige, die den Bericht unterstützen.

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22 Juli 2020 23:56 - 22 Juli 2020 23:57 #938500 von Earth Boy
Earth Boy antwortete auf Die frühen Auftritte
Na vielleicht geschieht ein Wunder und der The Pied Piper of Cleveland taucht doch noch auf. Schließlich hat man auch Jahrzehnte geglaubt, dass My happiness und Co verschollen sind.
Letzte Änderung: 22 Juli 2020 23:57 von Earth Boy.
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