Moody Blue
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Katalognummer: AFL1-2428
Veröffentlichung: Juni 1977
Höchste Platzierung USA: 3
Review
Felton Jarvis finanzielles Weh und Wohle war, wie hinlänglich bekannt sein dürfte, abhängig von dem was unser Lieblingssänger an kommerziell verwertbarem Material aufzunehmen bereit war. Und in den letzten Jahren vor seinem Tod war das nicht viel. In nachlässig vorbereiteten Sessions sang Elvis kommerziell mehr oder weniger uninteressantes Material. Die Hälfte seines letzten echten Studioalbums Today von 1975 etwa bestand aus Songs die erst kurze Zeit zuvor Hits für andere Interpreten gewesen waren.
Zwar gelangen Elvis auch bei seinen späten Sessions stets einige schöne Aufnahmen, wirklich ambitionierte und eigenständige Interpretationen finden sich in seinem Mitt-70'er-Katalog aber kaum.
Felton jedenfalls muss, nachdem der immer unberechenbarer werdende Elvis eine geplante Session Anfang'77 aus fadenscheinigen Gründen hatte platzen lassen, der Verzweiflung nahe gewesen sein. Bei der letzten Session im Jungle Room hatte man mit Ach und Krach vier Master fertiggestellt. Selbst mit den noch nicht auf LP erschienen beiden Songs aus der ersten Jungle Room Session, die freilich längst auf einer Single erschienen waren, war das bei weitem nicht genug für eine LP.
Der Versuch mit einer vollkommen veralteten Vierspur-Maschine Konzertaufnahmen von Songs zu bekommen die Elvis noch nie auf einer Platte veröffentlicht hatte unterstrich nur in welch einem traurigen Abwärtsstrudel sich der einstige King of Rock'n'Roll inzwischen befand. Vom Glanz früherer Jahre war nicht nur optisch nicht mehr viel geblieben.
Die Kraft schien maximal noch für zwei oder drei passable Vorträge pro Vorstellung zu reichen. Vorträge denen man die Anstrengung die es Elvis kostete sie ordentlich über die Bühne zu bringen dann allerdings auch überdeutlich anhörte.
Von all den Aufnahmen die Felton einfing eignete sich am Ende nur eine dafür veröffentlicht zu werden.
Unchained Melody war einer dieser Songs für die Elvis noch einmal willens schien sein bisschen verbliebene Energie, ja sein Herzblut darin zu investieren. Zwar musste Elvis so beherztes wie dilettantisches Klavierspiel für die spätere Veröffentlichung ersetzt werden, die hohe Schlussnote von Shaun Nielsen im Studio eingesungen werden, aber daß da eine durchaus memorable Darbietung eingefangen worden war steht außer Frage.
Ansonsten aber war da nichts.
Dennoch wurden der Countryschlager If You Love Me und das alberne Little Darlin' ebenfalls im Studio nachbearbeitet und, obwohl alle Overdubs und Produktionskniffe dieser Welt die unsauberen und verwaschenen Gesangsdarbietungen des Stars nicht verbergen konnten, auf der schlussendlich Moody Blue getauften LP veröffentlicht.
Um die LP auf eine halbwegs akzeptable Länge zu bringen reichte das Material aber immer noch nicht, und so wanderte Let Me Be There von der 1974'er LP On Stage In Memphis ein zweites Mal auf einer regulären Elvis-LP. Da diese Komposition dem erwähnten If You Love Me sehr ähnlich ist unterstreicht diese Aufnahme, ein solider Vortrag immerhin, allerdings noch einmal überdeutlich wie stark Elvis als Sänger innerhalb weniger Jahre abgebaut hatte.
Die Studioaufnahmen immerhin sind besser als die teilweise blamablen Konzertaufnahmen.
Zwar fehlt hier selbst den fröhlichen Nummern wie dem erschreckend schwach gesungenen Titelsong oder dem Blowjob-Tribut Way Down die Unbeschwertheit die Elvis Glanzleistungen besserer Jahre auszeichnete, aber immerhin findet sich hier auch noch die eine oder andere Einspielung die den Hörer bei der Beurteilung dieses Albums etwas versöhnlicher zu stimmen vermag.
Zwar gingen Elvis auch schon in der vergleichsweise guten ersten Jungle Room Session die gewohnte Sicherheit und Kraft in der Stimme ab, aber bei melancholischen Schmachtfetzen wie der Countryballade She Thinks I Still Care, die er nicht ohne eine gehörige Portion Hingabe darbot, unterstreichen seine zunehmenden stimmlichen Schwierigkeiten sogar noch den Inhalt des Songs.
Den Schlusspunkt unter dieses Album, das wenn man ehrlich ist schon wie ein posthum aus Resten zusammengestelltes klingt, setzt dann It's Easy For You. Das ist noch einmal eine dieser Balladen über einen Mann der einsam zurückbleibt, einer dieser Tränenzieher bei denen man das Gefühl bekommt daß Elvis sie wirklich singen wollte.
Diese spannungsarme Komposition, fehlerhaft abgemischt und mit billigen Keyboard-Streichern verunstaltet, zeigt, als letzter Song auf dem was bedauerlicherweise Elvis finale LP werden sollte, noch einmal was für ein großartiger Vermittler von Emotionen Elvis war und bis zum Schluss sein konnte.
Die Gabe seine Zuhörer zu berrühren verließ Elvis auch am Ende seines Lebens nicht.
Felton bekam seine LP zusammen, eine LP die nach Elvis Tod zum Bestseller wurde. Ausgerechnet diese möchte man anfügen.
Denn, trotz einiger schöner Momente, ein würdiges musikalisches Testament ist Moody Blue kaum.
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Kein Album, welches ich oft oder gar besonders gerne höre. Ausführlichere Besprechung folgt dann die Tage.
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Watt?!Blowjob-Tribut Way Down

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Felton wird ja oft kritisiert, doch hier muss man ihn loben, denn hat aus einer eigentlich unhörbaren Darbietung mithilfe von Overdubbs eine hörbare Version gezaubert. Dadurch, dass dank der Nachbearbeitung bei der Album Version Elvis Gesang und Klavierspiel in den Hintergrund rücken, fällt nicht so sehr auf, wie kurzatmig der King ist und wie limitiert sein Klavierspiel. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Sherill Nielsen damals beinahe gelyncht worden wäre, als er verkündete, dass er das hohe Ende singt. Obwohl er pflichtbewusst hinterher schob, dass Elvis das normalerweise natürlich selbst gekonnt hätte. Auf der undubbed Version kann man schön hören, wie Nielsen, als er merkt, dass Elvis die Puste ausgeht, sofort einspringt und das Finale übernimmt.
Das Lied ist ein schwer für mich zu bewertendes Lied. Ich mag es schon von den Righteous Brothers nicht besonders, und deren Einspielung schlägt die von Elvis um Längen, sodass ich eine nur mit vielen Overdubbs hörbar gemachte Nummer noch viel weniger mag. Selbst Elvis 1970 hätte wohl kaum vermocht, dass ich dem Stück etwas abgewinnen kann, der Elvis des Jahres 1977 macht für mich etwas Schlimmes nur noch schlimmer.
☆
If you love me (let me know)
Ich bin nun alles andere als ein Country Fachmann, aber das scheint mir so eine Art Countrypop zu sein, sehr eingängig und durchaus gefällig. Nicht meine Art von Musik, aber nett und immer noch besser als so manches, was ich mir im nachfolgenden anhören muss.
☆☆1/2
Little Darlin'
Die Hintergrundsänger erfreuen uns mit klischeehaftem Lalala Backgroundgesang und Elvis mit Textzeilen im Stile von Tschickamakalaka und viel Gelache, weil er die Sache selbst nicht so ernst nahm. Ein Noveltysong, der live bestimmt super ankam, aber auf Platte ist das schon eine Frechheit. Und nein, ich bin nicht der Meinung, dass man kein anderes Material im Archiv hatte, welches man anstelle dieser Darbietung hätte verwenden können. Siehe zu dem Punkt meine Auslassungen zu Let me be there.
☆
He'll have to go
Eine melancholische Countryballade, bei welcher Elvis durch seinen Vortrag - trotz einiger Makel - das Gefühl der Traurigkeit und Zweifels sehr gut rüber bringt.
☆☆1/2
Let me be there
Eine Nummer, die ich sehr gerne habe und doch sei die Frage erlaubt, was macht das Lied hier. Gängige Antwort unter Fans: "Es war nicht genug Material für ein Album vorhanden". Das erklärt aber nicht, weshalb man nicht vom gleichen Konzert bspw. Steamroller Blues oder eines der noch unveröffentlichten Lieder wie For the good times oder My way genommen hat. Nichts davon wäre schlechter gewesen als zum Beispiel Little Darlin'. So kriegt man einen Song, den der treue Fan bereits seit drei Jahren im Schrank stehen hatte.
Eine leicht rockende Countrynummer, die zum Mitsingen einlädt und deren Wiederholung am Ende auch deshalb so viel Spaß bereitet, weil man merkt, wie viel Spaß Elvis selbst an dem Lied hatte.
☆☆☆☆
Way down
Eines meiner persönlichen Highlights dieses Albums. Allerdings singt Elvis doch ziemlich nasal, was immer ein sicheres Zeichen dafür ist, dass er nicht so wirklich Bock auf die Nummer hatte oder wie es dereinst der hochgeschätzte frühere Forumskollege Copperhead in Bezug auf ein anderes Stück (ich glaube es war Promised Land) mal formulierte: Alle rocken bei der Aufnahme - außer Elvis.
Noch eine kleine autobiografische Note. Als die Single nach Elvis Tod erschien war ich gerade fünf Jahre alt und schon ein riesen Elvis Fan. Damals gab es noch in jeder Kneipe eine Jukebox mit den aktuellen Hits und so habe ich meiner Mutter, wenn wir an so einer Maschine vorbeikamen die paar Pfennig, die man benötigte, um seinem Musikwunsch Nachdruck zu verleihen, aus dem Kreuz geleiert, um dann die Nummer für Way down und Pledging my love zu drücken.

☆☆☆☆
Pledging my love
Das Stück hat einen damals recht modernen Sound und ich habe wie eben geschrieben nostalgische Erinnerungen an das Lied. Das Ausblenden wirkt an dieser Stelle ziemlich unnatürlich und eigenartig auf mich. Aber eigentlich ist dieser Schlager nichts, was mich heute noch begeistert, auch wenn ich mich beim Hören des Gitarrensolos gerade dabei ertappt habe, glückselig mitzuschunkeln. Daher gibt's "for old times sake"
☆☆1/2
Moody Blue
Ich liebe diese Mischung aus Disco-light und Schlager. Eine großartige ins Ohr gehende Melodie, die dieses so schnell nicht wieder verlässt. Sicherlich ist Elvis Gesang alles andere als großartig, was aber auch hier dank Feltons Arbeit nicht so auffällt.
☆☆☆☆
She thinks I still care
Nicht meine Art von Musik.
☆
It's easy for you
Ganz toller "what went wrong song", wie Ernst Jorgensen diese Art Lied zu pflegen bezeichnet. Eine fantastische Melodie, die für mich zusammen mit Way down zu den Höhepunkten dieses Albums gehört. Auch wenn ich Elvis Gesang als ziemlich dünn und teilweise fehlerhaft empfinde, so überzeugt er mich doch, dass er (fast) jedes Wort glaubt (was er vermutlich auch tat), das er singt.
☆☆☆☆
Fazit:
Volle Zustimmung zu APPs Aussage: Der King hätte ein besseres Album als Abschiedsvorstellung verdient. Da er jedoch anders als Bowie nicht wusste, dass es bald zu Ende geht, ist er vermutlich davon ausgegangen, dass das halt eine weitere lauwarme Scheibe in seinem Œuvre darstellt und man es bei der nächsten Platte einfach besser machen könne. Das war nun leider nicht der Fall.
Mit Way down, Moody Blue und It's easy for you gibt es für meinen Geschmack eigentlich nur drei Lieder, die hier der Erwähnung wert wären (Let me be there nehme ich mal außen vor), der Rest ist Schweigen.
☆☆
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Guter Mann, der kleine Earthy.Unchained Melody
Noch eine kleine autobiografische Note. Als die Single nach Elvis Tod erschien war ich gerade fünf Jahre alt und schon ein riesen Elvis Fan. Damals gab es noch in jeder Kneipe eine Jukebox mit den aktuellen Hits und so habe ich meiner Mutter, wenn wir an so einer Maschine vorbeikamen die paar Pfennig, die man benötigte, um seinem Musikwunsch Nachdruck zu verleihen, aus dem Kreuz geleiert, um dann die Nummer für Way down und Pledging my love zu drücken.

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Sicherlich erfolgte hauptsächlich unter dem Eindruck von Elvis' Tod diese Ehrung. Aber dennoch bemerkenswert, finde ich. Die zeitgenössische Bewertung ist manchmal doch eine andere als unsere heutige im Rückblick.
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Und genau das glaube ich eben nicht. Elvis Reputation und seine Verkaufszahlen sind ja in den mittleren 60'ern (und dann in den 70'ern wieder) nicht grundlos in den Keller gerutscht.
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Mal so nebenbei: ich habe häufig eher den Eindruck, dass Murks damit relativiert wird, dass man sagt "früher hat das keinen gestört, war die Wahrnehmung eine andere" ... etc.
Dass das nicht stimmt, kann man sogar in Elvis Monthly nachlesen, wo die nachlassende Qualität in den 60ern registriert wurde und Elvis Monthly war jetzt nicht übermäßig kritisch.
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Auch interessant, kam mal in einer Diskussion darüber auf, dass manche Fans die Konzerte der 70'er angeblich zu kritisch beurteilen, war ein Artikel, in dem ein Fan aus England 1973 nach Vegas flog, nur um Elvis zu sehen, ausgestattet mit Tickets für drei oder vier Shows. Die erste war so lahm, dass die anderen Tickets verfielen.
Sicher gab es auch damals Menschen die die Filme gut fanden, sicher gab es auch 75/76 noch Fans die zufrieden aus den Konzerten kamen. Aber diese Behauptungen die ja manchmal aufkommen, dass Kritik quasi erst heute von den Fans geübt wird, die ist, wie gesagt, einfach Blödsinn.
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