file Mono, Stereo, Binaural

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16 Juli 2010 17:57 #802002 von Gelöschter Nick
Mono, Stereo, Binaural wurde erstellt von Gelöschter Nick
Nachdem ich neulich die Mehrspurtechnik und die daraus resultierende Frage nach Mix, Master, Remix und Remaster in diesem <a href=' www.elvisclub.de/forum/index.php?showtopic=24432&st=0 ' target='_top'>Thread ausführlich zu erklären versucht habe, möchte ich hier kurz noch mal auf ein Thema eingehen, das eng damit verbunden ist und immer wieder für Verwirrung sorgt.

In den frühen Tagen der Aufnahmetechnik war alles in Mono, ohne dass es so hieß oder man sich dessen bewusst war. Es ergab sich einfach so aufgrund der technischen Entwicklung: Man sprach oder sang in einen Trichter, und die von diesem Trichter zu Bewegung umgewandelten Schallwellen wurden mit einer Nadel auf eine Wachswalze geritzt. Bei der Wiedergabe lief es umgekehrt: Die Nadel lief durch die Rille der Wachswalze, geriet in Schwingung, übertrug diese Schwingung auf den Trichter, der daraus wieder Schallwellen machte. So simpel funktionierte die erste Schallplatte.

Diese Technik wurde verfeinert, indem die Verstärkung später nicht mehr rein mechanisch vonstattenging, sondern elektronisch bzw. elektromagnetisch: Statt aus einem Trichter hörte man die Musik aus einem Lautsprecher. Die Rille der Platte wurde also nicht mehr in pure Bewegung umgewandelt, sondern in Strom. Dieser Strom wurde an einen Elektromagneten gegeben, der wiederum eine Membran zum Schwingen brachte. Das nennt man Lautsprecher. Und gesungen wurde nicht mehr in einen Trichter, sondern in einen umgekehrten Lautsprecher: Durch die Schallwellen wurde eine Membran zum Schwingen gebracht, die diese Schwingungen an einen Elektromagneten weiterleitete, der sie in Strom umwandelte. Das Ding nennt man Mikrofon. Einige werden jetzt staunen: Man kann jeden handelsüblichen Lautsprecher auch als Mikrofon benutzen. Und umgekehrt. (Sollte man aber nicht ausprobieren, denn ein Mikrofon an den Lautsprecheranschluss einer Stereoanlage anzuschließen könnte das Gerät zerstören.)

Es wurden mit der Zeit neben der Rille einer Walze/Schallplatte auch weitere Verfahren entwickelt, Schall in andere Formen umzuwandeln und aufzuzeichnen:

- Elektromagnetisch auf Tonbänder
- Optisch auf Film
- Digital auf entsprechende Datenträger

Nach dieser kurzen und absichtlich sehr simpel gehaltenen Einführung, was Schallaufzeichnung überhaupt ist, kommen wir zum eigentlichen Thema.

Wie gesagt, war anfangs alles Mono. Ein Trichter, fertig. Nun hat der Mensch aber zwei Ohren und hört damit automatisch in Stereo. In der Natur (zumindest im menschlichen Hörempfinden) gibt es kein Mono, nichts im Leben ist Mono, außer man hört nur noch auf einem Ohr.

Das fiel den Entwicklern und Erfindern auf dem Audio-Sektor auch recht früh schon auf. Daher gab es erste Experimente mit Stereo bereits zur Grammophon-Zeit, wo mir zwei Trichtern und zwei Nadeln gearbeitet wurde. Doch erst mit der Einführung der Tonbandaufzeichnung wurde Stereo sinnvoll.

Wie später bei der Einführung der CompactDisc, waren auch bei Stereo die Kollegen aus der Klassik die Pioniere, denn Klassik-Freaks sind tendenziell eher audiophil veranlagt. Verständlich, denn ein so komplexes Klangereignis wie eine Beethoven-Sinfonie auf den Lautsprecher eines Küchenradios zu reduzieren, käme einer musikalischen Vergewaltigung nahe.

Es gibt mehrere Philosophien hinter einem Stereo-Bild. In der Klassik hatte es immer schon die Aufgabe, ein realistisches Klangbild zu erzeugen. Wenn man vor einem Sinfonie-Orchester sitzt, hört man die Instrumente, die links stehen, logischerweise von links, die in der Mitte hört man entsprechend mittig und die rechts stehenden hört man von rechts. Die Aufstellung in einem Orchester ist übrigens keine Willkür und kein Zufall, sondern durchdacht und seit Jahrhunderten unverändert. Weil es zu Mozarts Zeiten noch keine elektronische Verstärkung gab, hat man z.B. die lauten Instrumente (Blechbläser, Pauken) nach hinten gesetzt und die leiseren (Streicher, Flöten) nach vorn. Da eine einzelne Geige sich in einem großen Konzertsaal nicht durchsetzten konnte, hat man ein ganzes Ensemble von Streichern genommen. Der Deckel eines Flügels wird einseitig in einem bestimmten Winkel geöffnet, so dass er den Schall ins Publikum reflektiert und nicht an die Decke, was ohne den Deckel der Fall wäre. Das alles hatte also akustische Gründe, warum Instrumente so gebaut sind und warum ein Orchester so besetzt ist, wie man es kennt.

Als man dann mit der Entwicklung von Stereo anfing, war zunächst einmal die Klassik dran. Man wollte den Hörern ein möglichst realistisches Klangerlebnis bescheren, so wie in einem Konzertsaal. Daher hört man bei Klassik-Aufnahmen auch immer die Instrumente in Orchester-Anordnung, da wird nicht experimentiert. Stereo hat da also die Funktion, den Klang so abzubilden, wie er tatsächlich entsteht.

Bei der Popmusik ist das nicht so, denn es gibt keine genormte Aufstellung in einer Pop-Band. Daher ist die Anordnung der Instrumente im Stereo-Bild reine Willkür und hat weniger den Anspruch einer realistischen Klangwiedergabe, sondern mehr den Anspruch, einen „Sound“ zu kreieren. Der Produzent/Künstler/Toningenieur entscheidet beim Mix, was wo zu hören ist. So wird z.B. ein Schlagzeug heute Stereo wiedergegeben, Trommeln kommen von rechts und links; doch der einzige Mensch, der das Drumset tatsächlich so hört, ist der Schlagzeuger selber beim Spielen. Ein Zuhörer, der wenige Meter von einem Drumset entfernt steht, hört es als Ganzes, aber nicht als einzelne Trommeln im Raum verteilt. Ein Piano in Stereo hört man so auch nur, wenn man den Kopf reinsteckt. Daher ist eine Pop-Aufnahme in Stereo letztendlich nur ein künstliches „Sonic Image“, wie der geniale Toningenieur Bruce Swedien das so treffend nennt. So soll es auch sein, denn Popmusik hat eine andere Klangphilosophie als die Klassik.

Man hatte in den frühen Tagen bereits Zweispur-Maschinen, das heißt, man konnte auf zwei Spuren zwei verschiedene Dinge aufnehmen. Zum einen wurden diese Maschinen benutzt für Stereo-Aufnahmen. Zunächst jedoch – wie bereits erwähnt – nur für die Klassik; die Klassik-Käufer hatten mehr Geld und waren anspruchsvoller. Popmusik wurde erst seit Ende der 50er nach und nach in Stereo aufgenommen, aber nur für LPs; erst seit Ende der 60er waren Singles dann auch in Stereo. In der Popmusik wurden Zweispur-Maschinen anfangs nur benutzt, um auf eine Spur die Musik und auf die andere die Stimmen aufzunehmen. Daraus konnte man später einen Mono-Mix zu erstellen, um im Nachhinein noch am Lautstärkeverhältnis zwischen Stimmen und Musik etwas verbessern zu können. So war es bei den frühen Aufnahmen der Beatles, die kamen in den 60ern alle in Mono raus und waren für nichts anderes gedacht. Als man später diese Aufnahmen wiederveröffentlichte, machte man einfach „Stereo“ daraus, indem man die Spur mit der Musik nach links und die mit dem Gesang nach rechts legte. Das hat natürlich mit „richtigem“ Stereo (wo der Gesang aus der Mitte kommt und die Instrumente im Stereo-Bild verteilt sind) nichts zu tun und war auch nicht im Sinne des Erfinders.

Ende der 80er hat man erstmalig Zweispur-Mono-Aufnahmen von Elvis in genau der gleichen Form veröffentlicht wie bei den Beatles, auf der LP/CD „Essential Elvis Vol. 2 – Stereo ‘57“. Und zwar mit der korrekten Erklärung dazu im Booklet, wie diese Aufnahmen entstanden, nämlich dass sie für Mono gedacht waren. Irgendwann veröffentlichten Bootlegger weitere dieser Aufnahmen und nannten sie – wohl aus Unwissenheit – „Binaural“. Das Wort bürgerte sich ein, irgendwann übernahm es offensichtlich sogar RCA. Es ist aber falsch.

„Binaural“ ist etwas ganz anderes, denn es bezeichnet schon seit langem die „Kunstkopf-Stereophonie“. Da wird ein Kunstkopf benutzt, also beispielsweise ein Styropor-Kopf, der genau die gleichen Maße hat wie ein menschlicher Kopf. Der bekommt an die Stellen, wo der Mensch die Ohren hat, Mikrofone montiert. Dann stellt man diesen Kopf an eine Stelle, wo man den „Hörer“ platzieren will, z.B. bei einem Hörspiel, wo sich die Agierenden bewegen und durch die dadurch veränderten Positionen auch so klingen, als bewegten sie sich. Oder man stellt den Kunstkopf vor ein Orchester, dann nimmt er den Sound exakt so auf, wie ein Zuschauer in der ersten Reihe das Orchester hört. Oder man macht Aufnahmen in der Natur. Diese Aufnahmen bilden den Klang so ab, wie das menschliche Ohr in der gleichen Situation sie hören würde, eben weil die Mikrofone den gleichen Abstand zueinander haben wie Ohren und auch den Kopf als „akustische Trennung“ dazwischen. Der Witz daran ist, dass man diese Aufnahmen auch mit Kopfhörer anhören muss. Hört man sie über Boxen, ist der Sinn dahin, weil dann der Raumklang des Raums, in dem man sitzt, hinzu kommt. Außerdem trifft dann auch Schall aus der rechten Box aufs linke Ohr und umgekehrt. Das ist nicht der Sinn der Sache, dadurch ginge dann dieser Effekt des „Mittendrinsitzens“ verloren.

Ganz früher hat man eine kurze Zeit mal alles, was Stereo ist, als „Binaural“ bezeichnet, weil es den Begriff „Stereo“ noch nicht gab. Doch seit dieser sich durchgesetzt hat und immer klarer definiert wurde, bezeichnet man mit „Binaural“ nur noch die oben geschilderten Aufnahmen.

Sehr interessanter Artikel über die <a href=' en.wikipedia.org/wiki/History_of_multitrack_recording ' target='_blank'>Geschichte der Mehrspuraufnahmen, alles korrekt erklärt, trotz Wikipedia; leider nur in Englisch. Binaural ist übrigens hier richtig beschrieben.

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16 Juli 2010 17:57 #802054 von Danke / Thanks
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16 Juli 2010 21:23 #802021 von Donald
Donald antwortete auf Mono, Stereo, Binaural
Ein schöner Exkurs in die Aufnahme-Geschichte. :up:

Ende der 80er hat man erstmalig Zweispur-Mono-Aufnahmen von Elvis in genau der gleichen Form veröffentlicht wie bei den Beatles, auf der LP/CD „Essential Elvis Vol. 2 – Stereo ‘57“. Und zwar mit der korrekten Erklärung dazu im Booklet, wie diese Aufnahmen entstanden, nämlich dass sie für Mono gedacht waren. Irgendwann veröffentlichten Bootlegger weitere dieser Aufnahmen und nannten sie – wohl aus Unwissenheit – „Binaural“. Das Wort bürgerte sich ein, irgendwann übernahm es offensichtlich sogar RCA. Es ist aber falsch.

Im Innenteil der Platte wird der Sinn dieser Zweispur-Mono-Aufnahmen allerdings nur ganz kurz angerissen. Dafür aber: hinten auf dem Cover beschreibt ein gewisser Bob Jones genau diesen von Dir dargestellten Vorgang und erläutert wie auch Du, dass diese Aufnahmen für spätere Mono-Mixe oder als Sicherheitskopien gemacht worden sind ABER er bezeichnet diese Aufnahmetechnik eben doch als "binaural", wenn auch mit dem Zusatz "often referred to then as ´binaural`".

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16 Juli 2010 21:43 #802027 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Mono, Stereo, Binaural

ABER er bezeichnet diese Aufnahmetechnik eben doch als "binaural", wenn auch mit dem Zusatz "often referred to then as ´binaural`".

Genau wegen des feinen Wörtchens "then" schrieb ich oben folgendes:

Ganz früher hat man eine kurze Zeit mal alles, was Stereo ist, als „Binaural“ bezeichnet, weil es den Begriff „Stereo“ noch nicht gab. Doch seit dieser sich durchgesetzt hat und immer klarer definiert wurde, bezeichnet man mit „Binaural“ nur noch die oben geschilderten Aufnahmen.

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16 Juli 2010 22:04 #802038 von Donald
Donald antwortete auf Mono, Stereo, Binaural
Da haste recht.

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17 Juli 2010 19:47 #802121 von Colonel
Colonel antwortete auf Mono, Stereo, Binaural

Ein schöner Exkurs in die Aufnahme-Geschichte.

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17 Juli 2010 19:52 #802123 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Mono, Stereo, Binaural

Früher wurde doch "Mono" auch oft "Monaural" genannt.

Vornehmlich im englischen Sprachraum.

So war bzw. ist doch die Bezeichnung "Binaural" (da zwei untzerschiedliche Kanäle statt zwei gleicher) nicht gerade "abwägig oder absurd"....

Richtig. Aber seit sich der Begriff "Stereo" weltweit für eine ganz bestimmte Form der Klangwiedergabe etabliert hat, bedeutet "Binaural" nur noch das, was ich oben beschrieben habe.

Auf Stereo gemischtes Zweispur-Mono als "Binaural" zu bezeichnen, ist auf jeden Fall falsch. Das gibt es auch nur in der Elvis-Szene. Bei den Beatles - wo technisch das gleiche passiert ist - habe ich so einen Unsinn noch nie gehört. Da heißen die Dinger "Stereo". So wie auch auf der Platte "Essential Elvis - Stereo '57". Nix "Binaural '57".

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17 Juli 2010 20:13 #802126 von Colonel
Colonel antwortete auf Mono, Stereo, Binaural

Vornehmlich im englischen Sprachraum.


Richtig. Aber seit sich der Begriff "Stereo" weltweit für eine ganz bestimmte Form der Klangwiedergabe etabliert hat, bedeutet "Binaural" nur noch das, was ich oben beschrieben habe.

Auf Stereo gemischtes Zweispur-Mono als "Binaural" zu bezeichnen, ist auf jeden Fall falsch. Das gibt es auch nur in der Elvis-Szene. Bei den Beatles - wo technisch das gleiche passiert ist - habe ich so einen Unsinn noch nie gehört. Da heißen die Dinger "Stereo". So wie auch auf der Platte "Essential Elvis - Stereo '57". Nix "Binaural '57".

Will ich Dir ja garnet widersprechen.
Allerdings verstehe ich und sicher noch ein paar andere (heute) doch unter "Stereo" etwas völlig anderes wie beispeilsweise das was ich auf den 57er Zweispuraufnahmen von Elvis oder den ersten LPs der Beatles höre. Um einen Käufer nicht komplett zu verwirren sollten diese "creepy ping-pong-Stereo" Aufnahmen entweder weiterhin als "Binaural" bezeichnet werden (und die Kunstkopfaufnahmen anders betiteln) oder man hätte die späteren "echten Stereo Mixe" weiterhin mit "Living Stereo" Aufdruck versehen sollen.

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17 Juli 2010 21:03 #802129 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Mono, Stereo, Binaural

Um einen Käufer nicht komplett zu verwirren sollten diese "creepy ping-pong-Stereo" Aufnahmen...

"Ping-Pong-Stereo" trifft es nicht richtig, denn Ping-Pong bedeutet ja, das etwas hin- und herspringt. Wenn also ein Sound-Effekt immer zwischen rechts und links wandert, dann kann man das so nennen. Aber die statische Anordnung "links Musik, rechts Gesang" bei den Beatles oder Elvis kann man so nicht bezeichnen.

...entweder weiterhin als "Binaural" bezeichnet werden (und die Kunstkopfaufnahmen anders betiteln)...

Du wirst doch wohl nicht ernsthaft verlangen wollen, dass eine Bezeichnung, die seit Jahrezehnten weltweit amtlich ist, wegen einer Handvoll Aufnahmen von Elvis, die eh nur für ein paar freakige Sammler gedacht sind, umdefiniert wird, oder?

...oder man hätte die späteren "echten Stereo Mixe" weiterhin mit "Living Stereo" Aufdruck versehen sollen.

Auch da muss ich Dich enttäuschen: "Living Stereo" gibt es nicht. Das ist ein Kunstwort, erdacht von der PR-Abteilung von RCA und ein eingetragenes Warenzeichen dieser Firma. Es hatte einzig und allein den Zweck, deren frühe Stereo-Platten (anfangs auf dem Klassik-Label) von der Konkurrenz abzuheben, doch inhaltlich und erst recht technisch hat dieser Begriff so viel Aussagekraft wie der Werbeslogan vom "Weißen Riesen", der angeblich noch weißer wäscht als alle anderen Waschmittel. Weißer als weiß geht aber nicht. Es gibt nur "Stereo". Gäbe es tatsächlich ein "Living Stereo", müsste es auch ein "Dead Stereo" geben. Wer bitte würde seine Produktion freiwillig so nennen? Hm, ich könnte allenfalls meine Freunde aus der Gruftie-Szene mal fragen, ob sowas soundmäßig für sie in Frage käme... :devil:

RCA war immer schon sehr clever darin, hochtrabende Begriffe für einen Haufen Nichts am Markt zu etablieren, z.B. das allseits bekannte "New Orthophonic" auf den LPs der 50er Jahre oder 1963 dann diesen Rohrkrepierer "Dynagroove". Doch reden wir hier von den technischen Fachbegriffen "Mono", "Stereo" und "Binaural" und sollten uns von den lustigen Erfindungen der umtriebigen RCA-Werbemanager wie "Living Stereo" nicht ins Bockshorn jagen lassen oder diese gar für bare Münze nehmen. :adeal:

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17 Juli 2010 21:18 #802131 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Mono, Stereo, Binaural

Vornehmlich im englischen Sprachraum.

In Deutschland hieß es übrigens "monophon" und "stereophon".

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